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Recruitainment: Definition, Ziele, Vorteile, Maßnahmen und Beispiele

Nicola Lehrle
Lesezeit: ca. 8 Minuten

Recruitainment ist ein Begriff, den man immer öfter hört, wenn es um die Gewinnung von geeignetem Personal geht. Doch was genau wird unter Recruitainment verstanden und wie funktioniert es eigentlich? In diesem Ratgeber zeigen wir die Vorteile dieser Art von Personalsuche auf und erklären, welche Maßnahmen dabei ergriffen werden können. Zudem geben wir konkrete Beispiele für On- und Offline-Recruitainment.

Was genau wird unter Recruitainment verstanden (Definition)?

Der Begriff Recruitainment setzt sich aus den Wörtern "Recruiting" und "Entertainment" zusammen. Dabei geht es um eine moderne Methode zur Personalbeschaffung von Unternehmen, um neue Mitarbeiter auf spielerische Art und Weise für sich zu gewinnen.

Während das Recruiting mit spielerischen Elementen zunächst nicht wirklich ernst genommen wurde, hat es sich mittlerweile als erfolgreiche Methode bewiesen und wird vermehrt als Bestandteil von Recruiting-Prozessen eingesetzt. Vor allem in den letzten Jahren hat das Recrutainment stark an Bedeutung gewonnen und soll vor allem die junge Zielgruppe und Generation Y ansprechen. Sie lassen sich mit dem Konzept der Gamification, der Übertragung spielerischer Elemente auf den Bewerbungsprozess, besonders effektiv erreichen.

Zur Steigerung der Beliebtheitsgrad des Themas hat unter anderem Jo Diercks, Geschäftsführer und Gründer der CYQUEST GmbH, mit seinem HR-Blog beigetragen. Er gilt als führender Experte, wenn es um das Thema Recrutainment geht, und hat die Vorteile spielerischer Wege bei der Berufsorientierung junger Talente in vielen Beiträgen aufgezeigt.

Der Vorteil von Recruiting Games und Co. ist die Tatsache, dass sich anhand dieses Bewerbungsverfahrens schnell erkennen lässt, ob ein potenzieller Bewerber zum Unternehmen passt oder nicht. Das Recrutainment soll dem Fachkräftemangel entgegenwirken und das Employer Branding stärken. Die Zielgruppe, die mit Maßnahmen des Recrutainments erreicht werden soll, besteht überwiegend aus frischen Absolventen von Universitäten, Digital Natives und Young Professionals. Zudem soll diese Art des Recruitings eine langfristige Bindung von Mitarbeitern gewährleisten. 

Darüber hinaus bietet der Ansatz der Gamification eine effektive Chance, das Personalmarketing zu fördern. Dies stützt das Employer und Employee Branding und schafft so eine starke Arbeitgebermarke. Die Begriffe Recrutainment und Gamification werden häufig in einem Atemzug genannt, denn das Online- und Offline-Recrutainment gilt als bekannteste Form dieser spielhaften Abwandlung von Prozessen.

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Wie funktioniert Recrutainment?

Das Recrutainment, das dem Konzept der Gamification folgt, besteht aus verschiedenen Komponenten. Beispielhaft sollen Kandidaten im ersten Schritt einen Wissenstest bestehen. Anschließend wartet ein Game Based Assessment Center mit jobspezifischen Aufgaben. Auf die spielerisch simulativen und unterhaltsamen Aufgaben folgen ein Self-Assessment und ein E-Assessment. Ist die erste Hürde bestanden, führen die meisten Arbeitgeber einen Persönlichkeitstest zusammen mit einer Fallstudie durch. Je nach zu besetzender Stelle können die Anforderungen hierzu ganz unterschiedlich aussehen. 

Welche Vorteile bietet das Konzept des Recrutainments für Bewerber und Arbeitgeber?

Große Herausforderungen erfordern neue Methoden. Der stetig zunehmende Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt sorgt dafür, dass Recruiter immer neue Wege suchen, um für ihren Betrieb die besten Talente zu finden. Dabei müssen nicht nur Kandidaten mit ansprechender Bewerbung gefunden werden, sondern auch Menschen, die tatsächlich zur Unternehmenskultur passen und eine langfristige Bindung eingehen möchten. Hier bieten Gamification-Strategien für das Recruiting und das Personalmarketing vielseitige Chancen.

Mitarbeiter langfristig zu halten ist auch aus Kostensicht wichtig, denn eigene Mitarbeiter im Unternehmen weiterzubilden ist auf Dauer deutlich günstiger, als fehlendes Know-how extern anzukaufen - und genau hier setzt das Recrutainment an: Mit spielerisch simulativer Art und neuen, oftmals digitalen Elementen sollen Employer und Jobsuchende nachhaltig zusammengebracht werden. 

Über das Recrutainment erhalten potenzielle Mitarbeiter einen guten Einblick in den Arbeitsalltag und die Unternehmenskultur, während Personaler die Chance haben, sich ein umfassendes Bild von der Persönlichkeit sowie den Fähigkeiten und Qualifikationen eines Kandidaten zu machen. Somit dienen Gamified Assessments sowohl der Berufsorientierung von Talenten als auch dem Personalmarketing, dem Arbeitgeber-Branding und dem Recruiting. Darüber hinaus schaffen spielerische Ansätze beim Recruiting eine positive Candidate Experience.

Welche Maßnahmen können Arbeitgeber im Rahmen eines zielgerichteten Recrutainment-Konzepts online und offline ergreifen?

Neben dem E-Recruiting und dem Social-Media-Recruiting gilt Recrutainment als das Recruiting der Zukunft. Durch die Ausrichtung von Spielen und unterhaltsamen Assessment-Centern sollen zutreffende Rückschlüsse über die Eignung eines Kandidaten möglich sein. Damit das Recruiting-Konzept auch wirklich aufgeht und am Ende ein passender Mitarbeiter gefunden wird, gibt es folgende Maßnahmen:

  • Vorauswahl von Bewerbern: Viele Unternehmen nutzen den Ansatz von Recrutainment, um eine Vorauswahl von Bewerbern zu treffen. Nur wer im Spiel von sich überzeugen kann, wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Dabei werden berufsspezifische Aufgaben gewählt, die direkte Rückschlüsse auf die Eignung und Fähigkeiten von Kandidaten zulassen.

  • Spiele zur beruflichen Orientierung: Eine weitere Variante von Recrutainment ist es, Nachwuchstalenten einen spielerischen Einblick in das eigene Unternehmen zu geben. Sie können die Unternehmenskultur und den Arbeitsalltag im Unternehmen kennenlernen und anhand eines Rollenspiels in verschiedene Positionen schlüpfen.

  • Präsentation des Unternehmens: Zudem setzen viele Unternehmen Recrutainment auch als Möglichkeit ein, den Betrieb sowie die eigene Kultur zu präsentieren. Dadurch können potenzielle Mitarbeiter das Unternehmen kennenlernen und sich direkt interaktiv mit dem Employer Branding auseinandersetzen.

  • Eignungsdiagnostik: Zudem eignet sich die Methode als eignungsdiagnostisches Tool. Bewerber können spielerisch Aufgaben lösen. Das Spielverhalten und der daraus resultierende Erfolg sind klare Indizien, die Rückschlüsse auf Fähigkeiten, Soft Skills und Kenntnisse des Bewerbers zulassen.

Eines der wichtigsten Elemente beim Recrutainment ist der Spaßfaktor. Gehen Kandidaten mit Freude an die Aufgaben, sind sie oftmals motivierter und aufmerksamer. Zudem sind Teilnehmer, die Spaß an ihrem Tun haben, entspannter und konzentrierter. Darüber hinaus animieren originelle Recrutainment-Angebote zum Teilen auf Social Media und können im besten Falle viral gehen.

Wie sehen Beispiele für gelungenes Recrutainment aus?

Die Gestaltung von Maßnahmen des Recrutainments lassen viel kreativen Spielraum zu. So können Unternehmen zum Beispiel zum Zweck der Personalgewinnung ein Computerspiel entwerfen, das eine interaktive Reise durch den Betrieb ermöglicht. Dabei können Mitarbeiter des Unternehmens in Form von digitalen Charakteren auftreten und eine Tour durch die verschiedenen Bereiche des Unternehmens veranstalten.

Zudem kann eine solche Tour als Online-Assessment genutzt werden, um Teilnehmer selbst an verschiedenen Stationen Aufgaben lösen zu lassen. Das Ganze kann durch kurze Videos aufgelockert werden, in denen Mitarbeiter Interviews geben oder Audio, Fotos und Texte zum Einsatz kommen. Das Wichtigste dabei ist, dass der Kandidat involviert wird. Er sollte an verschiedenen Stellen auch selbst gefragt sein und Informationen über sich preisgeben. 

Grundsätzlich sollte es das Ziel von Recruitainment sein, das Unternehmen und die vorherrschende Kultur erfahrbar zu machen. Ob dabei ggf. auch Virtual Reality und Online-Assessments zum Einsatz kommen, bleibt den Unternehmen überlassen. In vielen Fällen kann es sich auch um Mixed Reality oder Offline-Recrutainment-Events wie eine reale Tour durch die Firma handeln.

Ein weiteres Beispiel für Offline-Recruitainment können Live Escape Games sein. Dabei werden Bewerber in Escape Rooms gruppiert und müssen unter einem Zeitlimit Aufgaben lösen. Das Ziel dabei ist es, rechtzeitig Lösungen zu finden, um sich aus dem Raum befreien zu können. Auch hier lassen sich die Soft Skills und analytischen Fähigkeiten von Bewerbern gut einschätzen. Trotzdem lassen solche Aufgaben klare Rückschlüsse auf das Arbeitsverhalten und den Teamgeist zu. So kann beurteilt werden, wie sich Bewerber im Team, im direkten Wettbewerb oder auch unter Stress verhalten.

Worauf sollten Unternehmen und Kandidaten im Hinblick auf den Trend Recruitainment achten?

Obwohl Recruitainment immer einen spielerischen Charakter hat, sollte die Ernsthaftigkeit, die dahinter steckt, nicht in Vergessenheit geraten. Die Planung und Umsetzung von solchen Recruiting-Maßnahmen kosten oftmals große Summen. Und auch wenn die Teilnahme Spaß bereitet, sollte nicht vergessen werden, dass es Arbeitgebern und ihrem Unternehmen letztendlich um die Personalauswahl und Personalgewinnung geht und jeder Bewerber bei einer solchen Veranstaltung genau beobachtet wird. Das (Auswahl-)Verfahren sollte auch bereits in der Stellenanzeige erwähnt werden.

Und so sollten sich Kandidaten bestens vorbereiten, um einen wirklich guten Eindruck zu hinterlassen. Dies steigert die Chancen auf den Job. Wer bei einem Recruitainment-Assessment überzeugt, ist der ausgeschriebenen Stelle oftmals einen großen Schritt näher. Denn Betriebe, die auf die Methode setzen, verzichten häufig auf klassische Auswahlverfahren und laden Teilnehmer, die überzeugen konnten, direkt zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch ein. 

Das Recruitainment bietet vielfältige Möglichkeiten für Talente und Arbeitgeber, die auch genutzt werden sollten. So erhalten Teilnehmer die Chance, sich für den Job zu qualifizieren und möglichst viele Eindrücke vom Unternehmen zu gewinnen. Recruiter können genau prüfen, ob Bewerber auch tatsächlich zum Unternehmen passen.

Über die Autorin: Nicola Lehrle
Nicola Lehrle

Nicola Lehrle ist als Redakteurin bei hiral tätig. In ihrer beruflichen Laufbahn mit Schwerpunkt Marketing konnte sie im HR vielerlei Erfahrung sammeln. Ihr Fokus liegt auf Ratgebern und Fachtexten zu unterschiedlichen Themen im Bereich Personal/HR. Nicola möchte mit ihren Texten den Lesern auch komplizierte Sachverhalte möglichst einfach erklären.

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