Diversity Recruiting: Definition, Ziele, Bedeutung, Umsetzung, Best Practices
Diversity Recruiting bietet Unternehmen die Chance, durch personelle Vielfalt erfolgreicher zu werden. Wo unterschiedliche Sichtweisen durch Diversity in der Arbeitswelt zusammenkommen, wird produktiver gearbeitet. Beim Kampf um die besten Köpfe sollten Vielfalt und Inklusion zur nachhaltigen Personalstrategie werden. Es reicht dabei nicht, nur 'oberflächlich' den Content in Social Media oder bei Stellenausschreibungen im Hinblick auf Diversity anzupassen: Chancengleichheit muss von innen heraus gelebt werden - jeden Tag!
Was ist Diversity Recruiting? Eine Definition
Diversity Recruiting (auch Diversity Hiring genannt) beschreibt gemäß Definition eine zeitgemäße Strategie, um als Unternehmen Mitarbeiter mit unterschiedlichsten Hintergründen zu begeistern und zu fördern.
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gab 2006 den formalen Startschuss gegen die Diskriminierung einzelner Bewerber: Geschlecht, ethnische Herkunft, sexuelle Orientierung, Alter und eine mögliche Behinderung von Menschen dürfen keine Rolle bei der Personalauswahl spielen.
Führungskräfte müssen ein vielfältiges Arbeitsklima als Chance verstehen. Durch Inklusion und die Einbindung verschiedener Sichtweisen entstehen für Konzerne innovative Potenziale. Ein aktives Management betrieblicher Vielfalt ist notwendig, damit jeder Mitarbeiter unabhängig von seinem persönlichen Hintergrund Höchstleistungen erbringen kann. Das Diversity Recruiting bildet einen Ansatz, um mehr Vielfalt in Unternehmen zu sichern, Diskriminierungen zu verhindern und Stellenanzeigen mit dem richtigen Maß an Fingerspitzengefühl zu formulieren.
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Was steckt hinter dem Begriff Diversity?
Grundsätzlich kann die Bezeichnung Diversity mit "Vielfalt" übersetzt werden. Allerdings umfasst der Begriff deutlich weitere Dimensionen. Gemeint ist vor allem der bewusste und respektvolle Umgang mit Menschen unabhängig von persönlichen Merkmalen wie Herkunft, Alter oder mögliche Behinderungen sowie eine gezielte Förderung der Vielfalt. Vor allem geht es darum, die Vielfältigkeit von Menschen als Chance und Potenzial zu begreifen und zu lernen, Chancengleichheit zu fördern, Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen und Hintergründe zu erkennen und gleichzeitig die Individualität jeder einzelnen Person wertzuschätzen.
Um dieses Thema in der Gesellschaft zu verankern, findet einmal im Jahr der Deutsche Diversity-Tag statt, der zuletzt im Mai 2024 abgehalten wurde. Der Diversity-Tag zeigt mit verschiedenen Aktionen, dass die Vielfalt in der Arbeitswelt einen zentralen Stellenwert einnimmt und dort gefördert und gelebt wird. Er dient dem Ziel, Diversity als wichtigen Bestandteil der Gesellschaft zu benennen und gleiche Chancen für alle Menschen zu fördern.
Beim Verständnis für das Thema Diversity ist es wichtig, die Dimensionen der Diversität zu kennen:
Alter,
geschlechtliche Identität,
sexuelle Orientierung,
soziale Herkunft,
Religion,
Ethnie,
psychische und physische Verfassung.
Welche Ziele verfolgt das Diversity Recruiting?
Diese moderne Form von Recruiting muss mehr leisten, als nur Diskriminierung zu verhindern. Wer Fairness und Gleichberechtigung von Menschen auf allen Ebenen im Business etablieren und eine Atmosphäre der Anerkennung schaffen kann, wird die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig erhöhen.
Studien zeigen, dass die Kreativität in diversen Teams stärker ausgeprägt ist.
Diversität gibt allen Mitarbeitern ein Gefühl von Wertschätzung.
In einer diversen Belegschaft kommen unterschiedliche Sichtweisen und soziale Kompetenzen zum Tragen.
Mit diesem wichtigen Thema können Personalentscheider einen messbaren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Hierfür gilt es, die Recruiting-Prozesse entsprechend zu prüfen und im Hinblick auf Antidiskriminierung und das Thema Diversität zu überarbeiten. Hierbei kann es helfen, eine Charta zu entwickeln, die das Diversity Recruiting als festen Bestandteil der Unternehmenskultur etabliert.
Warum sollten Unternehmen neue Wege bei der Personalsuche gehen?
Traditionelles Recruiting hat gerade in kreativen Arbeitsbereichen ausgedient. Wer soll sich von Standardfloskeln in Stellenanzeigen noch angesprochen fühlen? Die Einbindung von digitalen Kanälen in das Konzept der Personalbeschaffung, zum Beispiel durch das Social-Media-Recruiting, ist heute ein zentraler Bestandteil jedes Konzeptes zur Ansprache potenzieller Bewerber.
Wer als starke Arbeitgebermarke mit einem weltoffenen Image punkten kann, wird beim Recruiting eine wesentlich größere Reichweite erzielen. Es ist die Gesamtheit unterschiedlicher Erfahrungshorizonte von Menschen, die ein Unternehmen voranbringen.
Studien: Wie sind deutsche Konzerne aufgestellt?
Zahlreiche Studien bescheinigen, dass Deutschland beim Diversity Recruiting noch erheblichen Nachholbedarf hat. Das Gleichbehandlungsgesetz wird eher als Gefahr und Pflichterfüllung in HR-Abteilungen gesehen, nicht aber als zukunftsorientiertes Potenzial mit Vorteilen bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden.
Insgesamt wird ein klares Bild deutlich: Diversität ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor geworden. Vielfalt bzw. ein offenes Arbeitsumfeld spielt bei der Jobsuche für immer mehr Bewerber eine Schlüsselrolle:
77 % der Befragten in einer StepStone-Studie geben an, sich eher in einem toleranten, weltoffenen und vielfältigen Unternehmen bewerben zu wollen. Hierfür würden sie teils auch ein geringeres Gehalt akzeptieren.
Fast 80 % geben explizit an, ein diverses Arbeitsumfeld zu bevorzugen. Diese wichtige Bedeutung scheint aber noch einseitig zu sein:
So geben 60 % der Befragten an, dass das Diversity Management in ihrem Betrieb noch keine wichtige Rolle spielt.
Je vielfältiger, desto erfolgreicher ist ein Business: Eine internationale Analyse von McKinsey zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen Unternehmenserfolg und Diversity. Die Wahrscheinlichkeit für eine höhere Rentabilität steigt mit der Vielfältigkeit der Talente. Gerade in akuten Krisen kommen gemischte Teams zu nachhaltigeren Lösungen für den Unternehmenserfolg. Die Corona-Pandemie ist hierfür ein eindrucksvolles Beispiel.
Warum ist Diversity Hiring so wichtig?
In vielen Branchen herrscht ein akuter Fachkräftemangel. Bei der Ansprache von Bewerbern müssen Unternehmen neue Wege gehen, um sich im Kampf um die wenigen besten Köpfe strategisch klug aufzustellen. Und hierbei spielt eine diverse Personalpolitik eine entscheidende Rolle.
Es reicht nicht mehr, beim Recruiting 'nur' mit einem spannenden Aufgabenbereich, der Möglichkeit einer Karriere und einem hohen Gehalt zu locken:
Für die Generation Y als wichtige Zielgruppe spielt das Geld nicht mehr die alles entscheidende Rolle. Die Unternehmenskultur ist mittlerweile bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber von zentraler Bedeutung für junge Menschen. Vielfältigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für eine attraktive Arbeitgebermarke. Unternehmen, die es schaffen, Diversity im betrieblichen Umfeld zu fördern und zu leben, erzielen somit eindeutige Vorteile bei der Gewinnung von neuen Mitarbeitenden.
Das Diversity Recruiting bietet neben der aktiven Verhinderung von Diskriminierung noch verschiedene weitere Vorteile und Benefits für den Arbeitgeber:
Kreativität und Innovation nehmen durch unterschiedliche Kompetenzen zu.
Geringere Fluktuation: Diversity Management stärkt die Mitarbeiterbindung.
Diversity Management erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit.
Studien bescheinigen vielfältigen Unternehmen eine höhere Produktivität.
Positive Effekte beim Employer Branding: Anziehungskraft einer attraktiven Arbeitgebermarke.
Wie kann ich Diversity Recruiting im Unternehmen umsetzen?
Diversity Management muss als authentische Basis auf allen Ebenen gelebt werden. Es reicht nicht, nur Beschlüsse auf dem Papier zu fassen und eine Kopie der Charta der Vielfalt im Betrieb auszuhängen. Jede Führungskraft muss der Vielfältigkeit mit ihrem Handeln ein Gesicht geben.
Es reicht ebenfalls nicht, beim Recruiting mit neuen Stellenanzeigen Diversität nur oberflächlich anzudeuten. Spätestens beim Vorstellungsgespräch werden Job-Kandidaten im Unternehmen einen realistischen Eindruck gewinnen. Bei der anschließenden Probephase zeigt sich schnell, ob das Recruiting ein realistisches Bild der Unternehmenskultur gezeichnet hat oder ob man sich dem Diversity Recruiting nur im Rahmen von Lippenbekenntnissen angenommen hat.
Übersicht: Dimensionen der Vielfalt und Beispielmaßnahmen
Geschlechtervielfalt
Mehr Frauen als Führungskräfte,
bessere Vereinbarkeit von Beruf & Familie fördern (beispielsweise mit eigener Kita),
das dritte Geschlecht darf nicht nur auf dem Papier erscheinen.
Vielfalt körperlicher und geistiger Fähigkeiten
Barrierefreier Zugang für alle Beschäftigten,
Veröffentlichung von Stellenanzeigen auf barrierefreien Kanälen und Einrichtung der Barrierefreiheit bei der eigenen Webseite,
Etablierung einer wertschätzenden Kultur, in der kein Mitarbeitender eine eventuelle Behinderung oder chronische Erkrankung verstecken muss.
Generationenvielfalt
Karrierechancen altersunabhängig machen,
Bildung generationenübergreifender Teams,
Wissenstransfer durch Mentorenprogramme.
Kulturenvielfalt
Willkommenskultur im Unternehmen leben,
Stärkung interkultureller Dialoge,
diverse Sprachkenntnisse für Expansion nutzen.
Vielfalt der Herkunft
Recruiting international ausrichten, um Kompetenzen breiter aufzustellen,
Abbau von Sprachbarrieren durch interkulturelle Teams,
Anerkennung diverser Bildungsabschlüsse, auch internationaler.
Was sind die Grundvoraussetzungen für Diversity Recruiting?
Führungskräfte müssen bei allen Menschen im Betrieb ein Bewusstsein für dieses Thema schaffen bzw. es zunächst selbst verinnerlichen, um das Diversity Recruiting im Unternehmen zu etablieren.
Der eine oder andere unbewusste Stereotyp wird zu überwinden sein: Kein Mensch ist völlig frei von Vorurteilen. Sogenannte Unconscious Biases sind oft fester im Denken verankert, als man meint. Diese gilt es bewusst zu überwinden und bei der Entwicklung einer Diversity-Recruiting-Strategie auf den Prüfstand zu setzen.
Bei den Führungsgrundsätzen muss die Chancengleichheit ein zentraler Wert werden. Offene Kommunikation und Workshops sorgen für eine lebendige Unternehmenskultur und verankern den Diversity-Ansatz nachhaltig in den Köpfen.
Beim Marketing und in der gesamten Unternehmenskommunikation muss dieses Thema selbstbewusst in den Fokus rücken. Es besteht die Option, mit gezieltem Marketing ein modernes Image zu etablieren und somit mehr Menschen vom Unternehmen zu überzeugen.
Durch Trainings und die Analyse von guten Beispielen müssen Führungskräfte sensibilisiert werden. Jeder muss wissen und lernen, wofür Diversity Management im Unternehmen steht und welche Möglichkeiten sich durch die Implementierung und Umsetzung von Diversity-Konzepten ergeben. Daher sollte dieses wichtige Handlungsfeld auch bei der Personalentwicklung eine wichtige Rolle spielen.
Hat das Unternehmen eine umfassende Vision der Chancen durch Vielfalt erarbeitet, müssen alle Prozesse – angefangen beim Recruiting – darauf abgestimmt werden. Bewerber müssen beispielsweise die Vielfalt des Unternehmens schon in der Stellenausschreibung erkennen können. Das Employer Branding sollte eine klare Botschaft senden: Jeder Mitarbeiter ist willkommen, wenn er qualifiziert ist.
Der Geist der Inklusion muss spätestens beim Vorstellungsgespräch vor Ort spürbar sein. Alle Bewerber sollten das motivierende Gefühl haben, bei diesem Arbeitgeber attraktive Rahmenbedingungen vorzufinden: "Hier kann ich 'ich' sein und mich selbst verwirklichen."
Welche Tipps und Best-Practice-Beispiele gibt es?
Die Charta der Vielfalt sollte die Basis für eine gelebte Diversitätskultur sein. Demnach sollte jeder Mensch Wertschätzung am Arbeitsplatz erfahren können, völlig unabhängig vom Geschlecht, der Herkunft, der Hautfarbe, seiner Religion, sexuellen Identität oder einer möglichen Behinderung. Ein Ort, an dem all diese Unterschiede zusammenkommen, ist für jeden einzelnen Menschen eine Chance.
Die Integration eines Diversity-Netzwerkes im Betrieb kann die Basis für einen gelebten Austausch sein: Dieses wichtige Thema darf im Arbeitsalltag keine Nebenrolle spielen. Es muss immer greifbar sein!
Ein wichtiger Tipp mit großer Wirkung ist die Anpassung von Stellenanzeigen. Standardformulierungen haben ausgedient, vielfältige Kreativität ist gefragt. Alle Stellenausschreibungen müssen diskriminierungsfrei sein.
Diversität sollte explizit angesprochen werden, beispielsweise mit dem Verweis, dass ein Migrationshintergrund erwünscht ist oder Frauen gezielte Unterstützung durch Mentoring erfahren.
Eine solche 'Bevorzugung' ist übrigens mit Blick auf § 5 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes erlaubt. Von einer positiven Maßnahme ist auszugehen, wenn durch die gezielte Ansprache einer Zielgruppe ein in der Gesellschaft bestehendes Ungleichgewicht behoben wird.
So lassen sich Vorurteile beim Recruiting ausblenden
Blind Hiring kann ein vielversprechender Ansatz beim Recruiting sein: Bei anonymisierten Bewerbungen ohne Bild und richtigen Namen rücken Erfahrungen und Wissen in den Fokus.
So lässt sich im Recruiting die Ähnlichkeits-Bias umgehen, die für verkrustete Denkweisen steht. Diese Bias besagt, dass Recruiter oft Personen einstellen, die ihnen ähneln. Das hat wahrlich nichts mit Diversity Management zu tun.
Ein Blick auf die Praxis: So leben Betriebe Vielfalt
Volkswagen:
Als Global Player ist Volkswagen von Natur aus interkulturell ausgerichtet: Alleine im Wolfsburger Stammwerk arbeiten Menschen aus mehr als 100 Nationen zusammen.
Die 'Together Strategie 2025' ist in die Unternehmensstrategie integriert worden, um der Chancengleichheit nicht nur auf dem Papier Gewicht zu verleihen. Diversity Manager tauschen sich regelmäßig auf Konferenzen aus. Für die Förderung von Frauen gibt es spezielle Mentoring-Programme. Volkswagen hat beispielsweise am Christopher Street Day teilgenommen (während der Corona-Pandemie digital). Natürlich geht hiervon eine starke, medienwirksame Botschaft aus.
Audi:
Dieser Autobauer hat 2017 eine eigene Einheit für Diversity Management ins Leben gerufen und so für eine strukturelle Verankerung gesorgt. Aktives Generationenmanagement, ein Mentorenprogramm für weibliche Talente und die gezielte Integration mit Blick auf das Handlungsfeld sexuelle Orientierung lassen die Anstrengungen ebenenübergreifend erscheinen und erstrecken sich auf verschiedene Diversity-Dimensionen.
Novartis:
Der Konzern hat in den vergangenen Jahren zahlreiche LGBTIQ-Initiativen gestartet und symbolstarke regenbogenfarbene Give-Aways verteilt. So konnte sehr medienwirksam Aufmerksamkeit für dieses Schlüsselthema erzeugt werden. Das 2020 ins Leben gerufene Projekt 'queer+friends' hat die Regenbogenfarben im Konzern noch präsenter gemacht.
Quellen:
Beispiele und Maßnahmen, siehe https://hire.workwise.io/hr-praxis/organisationsentwicklung/diversity-management#definition
Was ist Diversity, siehe https://www.dvinci.de/recruitingspot/diversity-und-recruiting/
So gelingt Diversity Management, siehe https://www.charta-der-vielfalt.de/presse/pressemitteilungen/detail/16-best-practices-zeigen-wie-diversity-gelingt/
Aus diesen Gründen sind Unternehmen mit Diversity erfolgreicher, siehe https://blog.searchtalent.de/diversity-warum-bunte-unternehmen-besser-sind/
Studie zum Diversity Recruiting, siehe https://www.stepstone.de/wissen/diversity/