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Bewerbungsgespräch: Ablauf, Vorbereitung, Fragen und Tipps

Nicola Lehrle
Lesezeit: ca. 10 Minuten

Die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch ist der erste Schritt zum neuen Job. Denn wer eine Einladung erhält, kann sich sicher sein, dass seine Bewerbung, sein Lebenslauf und sein Abschluss beim Unternehmen einen guten ersten Eindruck hinterlassen haben. Doch beim Vorstellungsgespräch selbst zählen ganz andere Punkte: Körpersprache, Kleidung, die eigenen Stärken, kluge Fragen und passende Antworten. Deshalb ist eine Vorbereitung hilfreich und wichtig.

Wir zeigen dir, wie eine ideale Vorstellungsgespräch Vorbereitung läuft, welche Arten von Vorstellungsgesprächen es gibt, und wie sich der typische Ablauf eines solchen Gesprächs gestaltet. Darüber hinaus geben wir Tipps für eine gute Vorbereitung und zeigen, wie du Schwächen vermeiden und einen besonders positiven Eindruck beim potenziellen Arbeitgeber hinterlassen kannst.

Was genau ist ein Bewerbungsgespräch?

Wenn eine Bewerbung Interesse beim Unternehmen weckt, werden Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Deshalb gilt das Bewerbungsgespräch als Gelegenheit für den Bewerber, die gewünschte Position für sich zu entscheiden. Dabei hat ein Bewerbungsgespräch genau ein Ziel: Arbeitgeber und Bewerber haben die Chance, sich gegenseitig kennenzulernen. Dadurch können beide Parteien herausfinden, ob sie fachlich und menschlich zueinander passen und ob eine künftige Zusammenarbeit wünschenswert ist.

Stimmen die Erwartungen auf beiden Seiten überein, kommt es im zweiten Schritt meist zu einem weiteren Vorstellungsgespräch oder einer Einladung zum Assessment Center. In manchen Fällen entscheidet auch bereits der erste Eindruck im Termin. Das bedeutet: Es ist im weiteren Ablauf kein zweites Gespräch notwendig und der Bewerber erhält direkt eine Zusage zum neuen Job.

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In der Regel dauert ein Bewerbungsgespräch zwischen 30 und 45 Minuten. Wenn es sich um ein Vorstellungsgespräch für einen komplexen Job handelt, kann es auch gut sein, dass deine Gesprächspartner länger mit dir reden möchten oder dich dem Team vorstellen. Grundsätzlich gilt: Verläuft das Gespräch reibungslos und dauert es etwas länger als üblich, ist das ein gutes Zeichen.

Welche Arten von Bewerbungsgesprächen gibt es?

Zunächst einmal solltest du wissen, dass nicht jedes Bewerbungsgespräch gleich verläuft. Denn je nach der Form des Bewerbungsgesprächs kann der Ablauf und der Charakter des Interviews ganz unterschiedlich ausfallen. Dabei wird grundsätzlich zwischen folgenden vier Formen von Bewerbungsgesprächen unterschieden:

  • Strukturiertes Interview,

  • offenes Interview,

  • Stressinterview,

  • situatives Interview.

Das strukturierte Interview

Bei einem strukturierten Interview haben Personaler einen genauen Fragenkatalog, den sie abarbeiten. Dabei sollen alle relevanten Bereiche abgedeckt werden, um ein allumfängliches Gesamtbild des Bewerbers zu erhalten. Ein strukturiertes Interview bietet den Vorteil, dass Bewerber besser miteinander verglichen werden können. Denn wenn alle Kandidaten dieselben Fragen gestellt bekommen, ist ein genauer direkter Vergleich möglich.

Für den Kandidaten hat ein solches Interview den Vorteil, dass er sich gut vorbereiten kann und die Möglichkeit hat, bei der Bewerbung einen tiefgehenden Eindruck zu hinterlassen.

Das offene Interview

Das offene Interview wirkt eher wie ein lockeres, offenes Gespräch als ein Jobinterview. Es folgt keinem erkennbaren Muster und findet meist in entspannter Atmosphäre statt. Die Strategie dahinter: Recruiter möchten erkennen, welche Kommunikationsfähigkeiten der Kandidat besitzt, und ob er in der Lage ist, ein Gespräch zu lenken und Akzente zu setzen. Diese Art von Gespräch wird häufig bei der Besetzung einer kommunikativen Stelle eingesetzt.

Kandidaten, die bei einem solchen Interview unsicher und nervös wirken, haben meist keine guten Chancen. Deshalb solltest du auch hier gut vorbereitet sein und besonders spontan, offen und selbstbewusst auftreten.

Das Stressinterview

Eine weitere weit verbreitete Interviewform ist das Stressinterview. Dabei sollen Bewerber durch Stressfragen aus der Reserve gelockt werden. Diese Taktik eignet sich gut, wenn teilnehmende Personalleiter oder Manager Im Gespräch hinter die Fassade eines Kandidaten blicken möchten. Typische Fragen hierfür können sein:

  • Was würden ehemalige Kollegen an Ihnen kritisieren?

  • Warum möchten Sie erst jetzt aufsteigen? Hätten Sie nicht schon vorher an Ihrer Karriere arbeiten sollen?

  • Warum sind fast alle Ihre Arbeitszeugnisse "sehr gut" und nur eines "befriedigend"?

  • Denken Sie, dass Ihre fachlichen Qualifikationen für die Stelle ausreichend sind?

Um zu überzeugen, solltest du hier stets souverän und auch bei provozierenden Fragen gelassen bleiben. Überzeuge mit Klarheit, Wissen und professionellen Antworten.

Das situative Interview

Das situative Interview kommt vor allem im Assessment Center zum Einsatz. Ein typischer Ablauf hierfür ist das Rollenspiel. Dabei werden Kandidaten in eine arbeitstypische Situation versetzt und müssen bestimmte Aufgaben lösen. Obwohl man sich auf solche Gespräche vorbereiten kann, zählt hier letztendlich immer, wie spontan ein Kandidat agiert. Trotzdem ist es gut zu wissen, was auf einen zukommt, um eine optimale Vorbereitung durchzuführen.

Wie ist der Ablauf eines persönlichen Bewerbungsgespräches?

Die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch ist der erste Schritt zum neuen Job. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten zum Führen des Bewerbungsgesprächs:

  • Du wirst zum Unternehmensstandort eingeladen, um dort ein klassisches Präsenzinterview zu führen,

  • du erhältst die Einladung zu einem Telefon- oder Videointerview.

Beide Optionen eignen sich gleichermaßen, um einen neuen Job zu erhalten und sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Denn auch ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch am Telefon oder ein Online-Vorstellungsgespräch kann mit dem richtigen Verhalten eine Zusage zum gewünschten Job beim zukünftigen Arbeitgeber mit sich bringen.

Bei einem persönlichen Gespräch spielt dagegen auch die Kleidung und das persönliche Auftreten eine große Rolle. Denn das passende Outfit, dezentes Make-up sowie die eigene Körperhaltung können einen entscheidenden Unterschied bei der Jobsuche machen. Doch unabhängig von der Form und Art eines Vorstellungsgesprächs, verläuft dieses prinzipiell in fünf einzelnen Phasen:

Phase 1: Smalltalk

Jedes Vorstellungsgespräch beginnt mit Smalltalk. Dieses scheinbar unwichtige Geplänkel hat mehr Auswirkung als viele denken, denn es entscheidet über den ersten Eindruck. Darüber hinaus wird damit beim ersten Gespräch die erste Hürde genommen, und der Grundstein für die weitere Gesprächsführung gelegt. Deshalb solltest du hierbei folgende Tipps beachten:

  • Achte auf eine offene Körperhaltung und Körpersprache,

  • halte Blickkontakt zu allen Gesprächspartnern,

  • erzähle positive kleine Anekdoten,

  • stelle offene Fragen,

  • jammere nicht und beschwere dich nicht über Nervosität,

  • und zu guter Letzt: Lächle!

Unser Vorstellungsgespräch Tipp: Ebenso hilfreich kann es sein, wenn du die eigene Bewerbung samt Lebenslauf mit zum Vorstellungsgespräch bringst. Das wirkt nicht nur professionell, sondern eignet sich auch zum Festhalten von Information und Notizen machen.

Phase 2: Das Kennenlernen

Die wohl wichtigste Regel beim Kennenlernen: Der Gastgeber stellt sich immer als erstes vor. Bei einem Vorstellungsgespräch sind das also alle anwesenden Personen, die für das Unternehmen tätig sind. Anschließend erhalten eingeladene Bewerber Informationen zum Unternehmen und Details zur ausgeschriebenen Stelle. Dabei sollten Kandidaten aufmerksam und interessiert zuhören.

Ist die Vorstellung abgeschlossen, geht es weiter mit typischen Vorstellungsgespräch Fragen. Grundsätzlich werden in dieser Phase zum Beispiel folgende Fragen und Punkte angesprochen:

  • Die Bewerbungsmotivation,

  • die Stärken und Schwächen sowie die Persönlichkeit des Kandidaten,

  • Fragen zur Arbeitsweise,

  • Fragen zur Führungsqualität,

  • Stressfragen,

  • Spontanitätsfragen,

  • Fangfragen.

Unser Tipp: Antworte immer in der Ich-Form. Denn es geht schließlich um deine Person. Laut Studien demonstrieren Kandidaten, die gestellte Fragen in der Ich-Form beantworten, Stärke. Kandidaten, die dagegen häufig die man-Form verwenden, werden grundsätzlich schwächer bewertet. Deshalb solltest du diesen Fehler auf jeden Fall vermeiden.

Phase 3: Die Selbstpräsentation

Bei der Selbstpräsentation oder Selbstvorstellung geht es um die Person, die sich beworben hat. Häufig startet dieser nächste Schritt mit dem Personaler-Satz: „Erzählen Sie doch einmal etwas über sich!“. Damit fordert dein Gegenüber dich zur Selbstpräsentation auf. In der Regel genügt es hier, innerhalb von fünf bis zehn Minuten die wichtigsten Punkte anzusprechen.

Ein weiterer Tipp in dieser Phase, um sich selbst von der besten Seite zu präsentieren, ist der „ich bin“, „ich kann“, „ich will“ Aufbau. Dabei gehst du wie folgt vor:

  1. Ich bin: Selbstvorstellung, Ausbildung und Studium, Erfahrung und bisheriger beruflicher Werdegang.

  2. Ich kann: Qualifikationen und Zertifikate, Hard und Soft Skills, bisherige Erfolge und Meilensteine im letzten Job.

  3. Ich will: Motivation für den Job, Grund für die Wahl des neuen Arbeitgebers, die beruflichen Ziele in der neuen Position.

Phase 4: Rückfragen

In der nächsten Phase fordern Personaler dich indirekt auf, Rückfragen zu stellen. Meistens wird dies gegen Ende des Bewerbungsgesprächs mit der Frage eingeleitet: „Haben Sie noch Fragen?“. Diese Chance solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen. Denn keine Fragen zu stellen, zählt zu den absoluten No-Gos und solltest du unbedingt vermeiden. Wer weitere Fragen zum Unternehmen und zur offen Position stellt, zeigt Interesse und kann sich klar von anderen Bewerbern abgrenzen. Dabei sollten immer eigene Fragen gestellt werden. Dies hat zum Beispiel folgende Vorteile:

  • Du beweist inhaltliche Vorbereitung,

  • du zeigst echtes Interesse,

  • du hast die Chance, mehr über den Job und das Unternehmen zu erfahren,

  • kluge Fragen zeugen von Intelligenz,

  • mit Fragen hast du die Möglichkeit, das Gespräch zu führen.

Phase 5: Der Abschied

In der letzten Phase geht es an den Abschied. Denn auch beim Abschluss des Bewerbungsgesprächs lauern Tücken und Fehler. Um den guten Eindruck beim Gesprächspartner nicht zu ruinieren, solltest du den folgenden Ablauf beachten:

  1. Bedanke dich für das gute Gespräch.

  2. Unterstreiche den Wunsch für das Unternehmen zu arbeiten,

  3. Stelle kluge Fragen zum Abschied (Mögliche Frage: "Bei wem kann ich mich für eventuelle Rückfragen melden?").

  4. Verabschiede dich formvollendet und mit festem Händedruck. Dabei solltest du jeden Gesprächspartner namentlich erwähnen. 

Wie sollten Arbeitgeber und Bewerber sich im Gespräch verhalten?

Um das perfekte Bewerbungsgespräch zu haben und Personaler von sich zu überzeugen, bedarf es einer umfassenden Vorbereitung. Denn nur wer sich gut vorbereitet, ist auf unvorhersehbare Situationen gefasst und kann bei der Jobsuche punkten. Prinzipiell solltest du folgende Checkliste beachten, bevor du dich auf ein Gespräch mit Personalern einlässt:

  • Versuche trotz Nervosität gelassen zu bleiben,

  • trag die richtige Kleidung,

  • sei ehrlich und authentisch,

  • grüß alle Gesprächsteilnehmer höflich und freundlich,

  • gib dich souverän und selbstsicher,

  • antworte immer in vollständigen Sätzen,

  • zeige Interesse am Unternehmen und dem künftigen Aufgabengebiet,

  • finde eine Balance zwischen Sprechen und Zuhören,

  • erkundige dich nach dem künftigen Team und Kollegen,

  • stelle Fragen zum Thema,

  • erkundige dich, wann du mit einer Rückmeldung rechnen kannst.

Tipps für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch

Eine gute Vorbereitung ist das A und O, um bei der Bewerbung bei einem Arbeitgeber zu überzeugen. Folgende Tipps helfen dir bei der Vorbereitung:

Informiere dich über das Unternehmen

Bevor du in ein Bewerbungsgespräch gehst, solltest du dich unbedingt über das Unternehmen informieren. Dabei sollten immer die wichtigsten Fragen beantwortet werden:

  • In welcher Branche ist der Arbeitgeber tätig?

  • Welche Produkte bietet das Unternehmen?

  • Wie ist die Unternehmenskultur?

  • Welche Mitbewerber gibt es?

  • Was besagt die Firmenphilosophie und wie gestaltet sich die Unternehmenskultur?

Bereite deine Selbstpräsentation vor

Ebenso wichtig bei der Vorbereitung ist die Präsentation der eigenen Person. Diese kann nur wenige Minuten lang sein, sollte aber mehr bieten als nur die Wiedergabe deines Lebenslaufs. Dabei sollte die fachliche Qualifikation sowie die berufliche Erfahrung betont werden. Außerdem solltest du klar zu erkennen geben, welche Position du in der Zukunft anstrebst.

Bereite eigene Fragen vor

Du solltest ebenso eigene Fragen vorbereiten, damit du deinen künftigen Arbeitgeber von dir überzeugen kannst. Außerdem solltest du dich mit möglichen Fragen eines Vorstellungsgesprächs vertraut machen und dir hierzu unbedingt gute Antworten überlegen.

Plane deine Anreise

Ein weiterer Schritt der richtigen Vorbereitung, ist das Planen der Anreise. Überleg dir vorher, ob du mit Bus und Bahn oder mit dem eigenen PKW anreist und plane ausreichend Zeitpuffer ein. Auch hier solltest du alles vorbereiten und eine Anfahrtsskizze erstellen.

Plane dein Outfit

Unser Tipp: Im besten Fall überlegst du dir schon Tage vor dem eigentlich Gespräch, welches Outfit du anziehst. Dieses sollte dem künftigen Job entsprechen und deinen Charakter unterstreichen. Falls du noch passende Kleidung kaufen musst, solltest du auch das zeitig vorbereiten.

Perfektioniere dein Verhalten

Auch dein Verhalten solltest du auf das persönliche Gespräch vorbereiten. Übe am besten vor dem Spiegel, wie du dich den Personalern vorstellst und wie du alle Gesprächsteilnehmer begrüßt. Ein kräftiger Händedruck zeugt von Stärke. Ein breites Lächeln holt dagegen Sympathiepunkte und kann eventuelle Schwächen überspielen. Ein entscheidender Punkt der Vorbereitung, der nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Über die Autorin: Nicola Lehrle
Nicola Lehrle

Nicola Lehrle ist als Redakteurin bei hiral tätig. In ihrer beruflichen Laufbahn mit Schwerpunkt Marketing konnte sie im HR vielerlei Erfahrung sammeln. Ihr Fokus liegt auf Ratgebern und Fachtexten zu unterschiedlichen Themen im Bereich Personal/HR. Nicola möchte mit ihren Texten den Lesern auch komplizierte Sachverhalte möglichst einfach erklären.

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