Recruiting Trends

Recruiting Trends: Das sind die wichtigsten Trends im HR in 2024

Stefanie Aust
Lesezeit: ca. 11 Minuten

Corona-Pandemie, Klimakrise, Digitalisierung und Globalisierung - dies alles sind Themen, die die Welt verändern. Von diesem Wandel bleibt auch die Arbeitswelt nicht unberührt. Recruiting-Trends spiegeln aktuelle Entwicklungen des Arbeitsmarktes wider und sind relevant für alle, die ein zukunftsorientiertes Unternehmen führen möchten. Im Folgenden sollen deshalb die wesentlichen Recruiting-Trends vorgestellt werden, die ihr 2024 kennen solltet.

Warum sind Recruiting-Trends wichtig für Unternehmen?

Der Kampf um Nachwuchstalente und kompetente Mitarbeiter wird immer härter. Um die Zukunft des eigenen Unternehmens zu sichern und sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können, muss das Recruiting eines Unternehmens immer mit der Zeit gehen und Trends verfolgen. Veraltete Strategien der Personalbeschaffung können dazu führen, dass die Betriebe den Anschluss verlieren und kaum noch geeignete Fachkräfte akquirieren können. 

Recruiting-Trends zu kennen und die eigene Arbeit danach auszurichten, verschafft Recruitern den Vorteil, angemessen auf aktuelle Entwicklungen des Arbeitsmarkts eingehen zu können und ihre Strategien dementsprechend flexibel anzupassen. Des Weiteren zeichnen sich wichtige Trends schon früh ab und eine schnelle Reaktion auf diese veränderten Bedürfnisse kann sich sehr positiv auf das Branding des Unternehmens als fortschrittlicher und innovativer Betrieb auswirken. 

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Die wichtigsten Trends im Recruiting

Im Folgenden sollen die wichtigsten Recruiting-Trends 2020 bis 2024 skizziert werden. Die Corona-Krise hat den Fokus vor allem auf eine schnelle voranschreitende Digitalisierung gelenkt. Darüber hinaus gibt es jedoch auch einige andere Schwerpunkte, die das Recruiting in Zukunft stark beeinflussen werden: 

Employer Branding als Erfolgsfaktor 

Employer Branding stellt eine spezielle Form des Personalmarketings dar. Recruiter versuchen potenzielle Bewerber mit einer bestimmten Botschaft zu erreichen und von dem eigenen Unternehmen zu überzeugen. Das Ziel dieser Strategie ist es, eine attraktive Arbeitgebermarke, auch als Employer Brand bezeichnet, zu kreieren und somit das Recruiting passender Fachkräfte zu erleichtern. 

Insbesondere die präzise Analyse der Zielgruppe spielt im Employer-Branding-Prozess eine wichtige Rolle. Denn nur wer die Bedürfnisse der Zielgruppe kennt, kann strategisch entscheiden wie, wo und mit welcher Botschaft zukünftige Bewerber erreicht werden sollen und eine gezielte Employer Brand entwickeln. 

Veränderte Ansprüche an die Arbeit der Generation Z

In den nächsten Jahren wird sich das Personal immer stärker aus jungen Menschen der Generation Z zusammensetzen. Diese Generation stellt neue Ansprüche an ihre Arbeit und Arbeitsumgebung. Doch auch schon während der Jobsuche möchte diese Zielgruppe vor allem online und am liebsten direkt auf ihrem mobilen Endgerät überzeugt werden.

Dies schafft veränderte Anforderungen an eine gezielte Personalbeschaffung. Um neue Mitarbeiter aus dieser Kohorte zu begeistern, sollten Unternehmen vor allem das Angebot einer guten Work-Life-Balance und digitaler Arbeitsumgebung betonen. 

Digitalisierung im Recruiting Prozess

Vor 20 Jahren konnten Recruiter noch Stellenanzeigen in einer Zeitung platzieren und entspannt auf die eingehenden Bewerbungen warten. Diese Form des Recruitings ist heute nicht mehr denkbar. Jobbörsen sind nun im Internet und werden zudem immer mobiler über Apps und mobile Websites. Auch im Bereich der Social Media spielt Recruiting eine immer größere Rolle. 

Die Digitalisierung war einer der bedeutendsten-Recruiting Trends im Jahr 2020, gezwungenermaßen durch die Corona-Krise. Themen wie Active Sourcing, Personal Tagging und Mobile Recruiting gewannen bereits davor immer stärker an Bedeutung. Da jedoch in diesem Jahr der gesamte Bewerbungsprozess digital ablaufen musste, kristallisiert sich E-Recruiting nun auch als Erfolgsfaktor für die Zukunft heraus. 

Recruiting Analytics: Zahlen gewinnen an Bedeutung

Online-Jobbörsen und Bewerberplattformen bieten den perfekten Ausgangspunkt, um die eigene Recruiting-Strategie genau zu analysieren. Wie erfolgreich eine Stellenanzeige war, muss längst nicht mehr anhand der eingehenden Bewerbungen gemessen werden. HR-Analyse-Software liefert Unternehmen viele wertvolle Informationen und kann aufdecken, an welchen Stellen das Recruiting noch optimiert werden kann. 

Fokus auf Candidate Experience

Passende Kandidaten sollten nicht von einem umständlichen Bewerbungsprozess negativ beeinflusst werden. Stattdessen sorgen positive Erfahrungen und Wahrnehmungen während der Bewerbungsphase für eine ansprechende Candidate Experience. 

Ein bewusstes Candidate Experience Management kann dazu führen, dass passende Bewerber im Bewerbungsverfahren bleiben und darüber hinaus, falls die Bewerbung scheitert, dennoch positiv über das Unternehmen berichten. Dies stärkt wiederum die Employer Brand, die ebenfalls als wichtiger Erfolgsfaktor in den HR-Trends gilt. 

New Work - die Zukunft der Arbeitswelt

New Work umfasst alle Entwicklungen, die die Arbeitswelt verändern: die Etablierung neuer Technologien, Digitalisierung, Automatisierung und der vermehrte Einsatz künstlicher Intelligenz. Des Weiteren umfasst der Begriff New Work auch ethische Grundsätze wie Mitarbeiterfreundlichkeit, Flexibilität und Toleranz. Möchte ein Unternehmen zukunftsorientiert handeln und eine attraktive Employer Brand erlangen, kommt es an diesem Recruiting-Trend nicht vorbei. 

Remote Work, Distance Leadership und hybride Arbeitsmodelle

Den Arbeitsalltag im Home Office zu gestalten, wurde 2020 durch Corona zum ungewollten Trend. Doch die Zukunft hält für viele Arbeiternehmer eben diese Freiheit bereit. Hybride Arbeitsmodelle sind laut Experten ein wichtiges Instrument, um den Ansprüchen junger Generationen gerecht zu werden und in einer zunehmend globalisierten Welt vernetzt arbeiten zu können. 

Doch auch das reine Remote Working mit Distance Leadership wird zukünftig eine immer größere Rolle spielen. Die Freiheit, von überall arbeiten zu können, kann eine große Ressource für alle Mitarbeiter sein. Das Thema Kommunikation sollte in solchen Fällen an erste Stelle gesetzt werden, um physische Meetings auszugleichen und die sozialen Aspekte der Tätigkeit nicht zu kurz kommen zu lassen. 

Abbau von Hierarchien

Strenge hierarchische Ebenen passen kaum noch in eine moderne Arbeitswelt. Ein hierarchisches System mit einer Führungsperson und mehreren Ebenen des Managements darunter garantiert zwar Kontrolle, es engt aber auch ein. Diese Art von Führungsstil passt nicht mehr zu den Ansprüchen der jüngeren Generationen in Bezug auf Mitbestimmung und das Gefühl von Augenhöhe. Flachere Hierarchien bedeuten oftmals eine verbesserte Kommunikation und eine transparente Unternehmenskultur.

Selbstbestimmtes Arbeiten

Mitbestimmung und Eigenverantwortung werden nicht nur Arbeitnehmern immer wichtiger. Auch Arbeitgeber suchen nach Mitarbeitern, die selbstbestimmt arbeiten und mitdenken. Demzufolge sollte die Organisation der Firma auch diese Optionen bereit halten: In einer flexiblen Arbeitsumgebung können Angestellte ihre Arbeitszeiten und -plätze frei wählen und nach persönlichen Vorlieben gestalten. Auch die Verantwortung für eine Aufgabe oder ein Projekt liegt in ihrer Hand. Wichtig ist am Ende nur das Ergebnis. 

Benefits und Mental Health

Stress und Belastung am Arbeitsplatz erlebt jeder früher oder später in seiner beruflichen Laufbahn. Ein ungesundes Ausmaß an Stress kann jedoch schnell zu einer Gefahr für die mentale Gesundheit der Mitarbeiter werden und sie krank machen.

Einer Studie des BKK zu Folge waren psychische Erkrankungen vor 20 Jahren noch kaum ein Thema bei Krankschreibungen oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Heute sind sie laut Studie die zweithäufigste Diagnosegruppe. Demzufolge sind Burnout, Depressionen oder Angststörungen längst kein Tabuthema mehr in modernen Betrieben. Jedoch geht der Trend noch stärker hin zu einem betrieblichen Gesundheitsmanagement, um vor allem die mentale Gesundheit der Mitarbeiter präventiv zu stärken. 

Benefits können zusätzliche Anreize für das Einhalten eines gesunden Arbeitsalltags sein. Vergünstigte Fitnessmitgliedschaften, Entspannungsangebote und geführte Pausenprogramme können den Arbeitsalltag auflockern und langfristig für die richtige Balance sorgen. Sie sorgen zudem auch für ein positives Branding des Arbeitgebers.

Purpose und Nachhaltigkeit

Generation Z möchte sich in erster Linie mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können. Sie möchten stolz sein auf ihre Tätigkeit und einen Sinn darin sehen. Durch Bewegungen wir "Fridays for Future" sind die Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz sehr stark in den Fokus der jungen Generationen gerückt. Diese Werte spiegeln sich in den Trends der Arbeitswelt. Recruiter achten beim Employer Branding immer stärker darauf, für die junge Zielgruppe eben diese Themenbereiche besonders hervorzuheben und das Branding darauf auszurichten.

Social Recruiting und Active Sourcing

Social Media ist längst nicht mehr nur eine digitale Möglichkeit zur Kommunikation. Social-Media-Kanäle wie Facebook, Twitter oder Karriereportale wie Xing und LinkedIn werden im Recruiting genutzt, um gezielt Stellenanzeigen zu platzieren.

Beim Social Recruiting können die Anzeigen der Firmen mit etwas Know-how entsprechend der Interessen von Social-Media-Nutzern geschaltet werden. Hier spielt vor allem ein gutes Performance Marketing eine große Rolle, sodass eine Interaktion mit der Stellenanzeige eintritt und die Werbung in den sozialen Medien im besten Fall zu einer Bewerbung führt. Gerade die Möglichkeit einer One-Click-Bewerbung bildet eine niedrigschwellige Möglichkeit für Unternehmen, junge Talente zu einer Kontaktaufnahme zu bewegen.

Während diese Form der Personalbeschaffung über soziale Netzwerke eher passiv ist, geht es beim Active Sourcing um das gezielte Suchen nach potenziellen Kandidaten, die dann direkt mit einem Stellenangebot angesprochen werden. Die Universität Bamberg hat zu diesem Thema in einer Studie Führungskräfte von Top-Unternehmen unter anderem aus der IT-Branche befragt und festgestellt, dass Activ Sourcing vor allem zum Einsatz kommt, wenn offene Stellen schwer zu besetzen sind. 

Diversity und Inklusion

Eine diverse und inklusive Unternehmensstruktur durch gezieltes Recruiting aufzubauen sollte nicht nur aus ethischer Sicht ein wichtiges Ziel beim Recruiting sein. Diversität verhilft Betrieben zu mehr Kreativität, Produktivität, verschafft verstärkt kulturelle Einblicke und eröffnet ein möglichst großes Spektrum an Fähigkeiten und Talenten. Es kann für das ganze Unternehmen eine Bereicherung sein, wenn Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Begabungen zusammenarbeiten.

Internes Recruiting

Manchmal braucht es für eine zu besetzende Stelle gar keine Vielzahl an Bewerbern, weil es den perfekten Kandidaten schon in der eigenen Firma gibt. Gute Führungskräfte erkennen unentdecktes Potenzial in Mitarbeitern und können abschätzen, wann es sich lohnt, in Weiterbildungen für diese Person zu investieren.

Oft signalisieren die Arbeitnehmer auch selbst, dass sie gern Aufstiegsmöglichkeiten hätten und sich neuen Herausforderungen stellen möchten. Um auch diese Ressource nutzen zu können, muss das Recruiting zukünftig den Blick auch auf das eigene Personal ausweiten und vorhandene Talente stärker fördern. 

Talent Pools

Talent Pools sind ein wichtiges Tool, um eine gezielte Personalentwicklung voranzutreiben. Sie können ausschließlich intern oder in Zusammenarbeit mit Karriereportalen organisiert sein. Als Talentreserve dient eine datenbankgestützte Verwaltung von Profilen bereits angestellter und potenzieller Mitarbeiter. Ein gut geführter Talent Pool kann das Active Sourcing für das Recruiting deutlich effizienter gestalten. 

Welche Auswirkungen haben die Recruiting-Trends auf die Personalarbeit?

Welche Recruiting-Trends langfristig von Bedeutung sind und welche sich eher als weniger bedeutsam herausstellen, bleibt abzuwarten. Sicher ist schon jetzt: Die HR-Arbeit ist im Wandel. Die vorgestellten Trends zeigen vor allem eine Richtung an, in die sich der Aufgabenbereich des Recruiters entwickeln wird.

Bewährte Strategien sollten nie gänzlich über Bord geworfen werden, sondern als Teil einer ausgewogenen Gesamtstrategie dienen. In Kombination mit geeigneten Trends und dem gezielten Blick auf die passende Zielgruppe schaffen Sie die richtigen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Recruiting. 

Zukünftig wird die HR-Arbeit mit hoher Wahrscheinlichkeit noch effizienter und digitaler gestaltet werden. Schon jetzt werden im Rahmen von HR-Prozessen künstliche Intelligenzen für die Auswertung von Recruiting-Kennzahlen oder ganzen Bewerbungen genutzt. Jedoch müssen sich Recruiter auch auf die veränderten Ansprüche der jüngeren Generationen einstellen.

Soft Skills, Kreativität und eigenständige Denkweisen können erst in persönlichen Mitarbeitergesprächen zu Tage kommen. Zudem müssen Unternehmen immer stärker für sich selbst und ihre Arbeitsplätze werben, um passende Talente anzusprechen. Hier kommt der Arbeitgebermarke eine wachsende Bedeutung zu. Die Personalarbeit wird in diesem Sinne nicht nur digitaler, sondern gleichzeitig auch persönlicher. 


Quellen: 

https://www.bkk-dachverband.de/publikationen/bkk-gesundheitsreport

https://www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/fakultaeten/wiai_lehrstuehle/isdl/Studien_2019_01_Social_Recruiting_Web.pdf

Über die Autorin: Stefanie Aust
Stefanie Aust

Stefanie Aust ist Redakteurin für Personalthemen bei hiral. Beruflich verschlug es sie zunächst in den wirtschaftlichen Bereich. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums war sie schließlich mehrere Jahre an Hochschulen tätig. Stefanie verfasst und redigiert mit Leidenschaft und Professionalität Fach- und Wissenschaftstexte in den Bereichen HR und Personalwirtschaft.

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