Mobile Recruiting

Mobile Recruiting: Definition, Vor- und Nachteile, Apps, Vorgehen und Best Practice

Lisa Rätze
Lesezeit: ca. 7 Minuten

Mobile Recruiting wird laut einer Studie der Universität Bamberg in Zukunft immer wichtiger. Sechs von zehn Top-1.000-Unternehmen und IT-Unternehmen bestätigten, dass sich Mobile Recruiting positiv auf das eigene Recruiting auswirkt (laut "Recruiting Trends" 2020). Trotzdem sind mobile Bewerbungsmöglichkeiten in vielen Unternehmen noch längst kein Standard, obwohl diese vor allem junge Talente erreichen könnten.

Was ist Mobile Recruiting?

Mobile Recruiting stellt eine Form des E-Recruitings dar und beschreib vor allem die Personalbeschaffung über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Laut Definition sollte dabei der gesamte Bewerbungsprozess, von der Stellenanzeige, dem Sammeln von Informationen über Arbeitsplatz und Unternehmen bis hin zum Abschicken der Bewerbung über das Handy möglich sein. Dafür stehen Bewerbern spezielle Apps oder responsive Websites zur Verfügung, die für das Smartphone optimiert wurden. Häufig gibt es eine Verbindung zu Profilen von Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn, oder Social Media-Profilen, sodass die Bewerber ihre Daten mit einem Klick übertragen können. 

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Welche Vorteile und Nachteile hat mobiles Recruiting für Unternehmen?

Die Vorteile überwiegen bei dieser Form des Online-Recruitings und sollten vor allem beachtetet werden, wenn die Firma eine junge Zielgruppe ansprechen möchte: 

  • Bewerbungen können schnell und einfach verschickt werden. Bewerber brauchen lediglich ihr Smartphone und sind somit nicht ortsgebunden. Ein unkompliziertes Verfahren verschafft potentiellen neuen Mitarbeitern eine positive Candidate Experience und sorgt für ein hohes Bewerbungsaufkommen.

  • Viele Bewerbungen sorgen für einen größeren Pool an Kandidaten. Dank verkürzter und auf den Punkt gebrachter Bewerbungen können Recruiter leichter geeignete Kandidaten auswählen. 

  • Offene Stellen können in kurzer Zeit ausgeschrieben und neu besetzt werden. Die einfache Möglichkeit der Bewerbung beschleunigt den Bewerbungsprozess. 

  • Recruiter können in Mobile Recruiting Apps leichter Kontakt zu den Kandidaten aufnehmen, um eventuelle Rückfragen zu stellen oder weitere Unterlagen anzufordern. 

  • Unkomplizierte digitale Bewerbungsmöglichkeiten zeigen den technologischen Fortschritt eines Unternehmens und wirken besonders auf potentielle Bewerber der Generation Z attraktiv. 

Trotz der offensichtlichen Vorteile des Mobile Recruitings gibt es einige Nachteile, die ebenso beachtet werden sollten: 

  • Besonders ältere Bewerber können Vorurteile gegenüber mobilen Bewerbungen hegen. Millennials oder Mitglieder der Generation Y bewerben sich bevorzugt per Email von ihrem Rechner aus. Eine One-Click-Bewerbung könnte einen unseriösen Eindruck bei ihnen hinterlassen. Unternehmen sollten somit beim Recruiting immer die Zielgruppe im Blick haben. 

  • Wenn die mobile App oder Website für den Bewerbungsprozess nicht richtig funktioniert, können Darstellungsprobleme schnell dazu führen, dass die Bewerbung abgebrochen wird. 

  • Wenn nicht viel Aufwand benötigt wird, um sich für eine offene Stelle zu bewerben, kann die Bewerberanzahl schnell nach oben schießen. Eventuell haben Recruiter in Folge dessen auch mit vielen unqualifizierten Kandidaten zu tun. 

Welche Apps gibt es für Mobile Recruiting und wie sind sie zu bewerten?

Die Auswahl an Job-Apps wird immer größer und diverser. Neben den internationalen Apps wie Indeed oder StepStone gibt es auch immer mehr neue Apps wie Talenthero oder Zenjob. Mittlerweile legen auch Karriereportale wie Xing nach und implementieren eine Jobbörse in ihre mobilen Apps. Im Folgenden sollen drei Job-Apps vorgestellt werden, die jeweils einen anderen Schwerpunkt setzen:

Indeed Jobs 

Indeed bietet vor allem eine sehr große und internationale Auswahl an Jobs und Stellenanzeigen. Bewerber können Jobangebote filtern, speichern und sich über für sie geeignete Jobs per Alert informieren lassen. Auch One-Click-Bewerbungen und das Übertragen von Lebensläufen aus Karrierenetzwerken sind teilweise möglich. 

LinkedIn App 

LinkedIn ist vorrangig ein Karriernetzwerk, das Professionellen zur Vernetzung dient. Doch ebenso kann die Plattform für E-Recruting genutzt werden. Zur Personalbeschaffung können potentielle Bewerber direkt kontaktiert und über offene Stellen informiert werden. Zudem gibt es eine mobile Jobbörse, in der alle Stellenanzeigen gelistet werden. 

Truffls

Das Start-Up überträgt das Tinder-Prinzip auf die Jobsuche und setzt vor allem auf Benutzerfreundlichkeit. Alle wichtige Daten über Unternehmen und Stellenanzeige sollen auf einen Blick verfügbar sein. Zudem lassen sich Bewerbungsprofile von anderen Plattformen übernehmen und die Bewerbung erfolgt dann, ganz einfach, per Swipe. 

Alle Beispiele ermöglichen eine mobile und unkomplizierte Bewerbung. Sie sind jedoch alle nur allgemeine Plattformen auf denen einzelne Unternehmen ihre Anzeigen schalten können. Zum Branding eines fortschrittlich denkenden Betriebs könnte das Entwickeln einer eigenen App gehören, sodass potenzielle Bewerber ihre Online-Bewerbungen direkt beim Arbeitgeber einreichen können.

Eine Strategie des Mobile Recruitings, die auch kleinere Unternehmen anwenden können, ist das Mobile Tagging mit QR-Codes. Diese können auf bereits bestehenden Firmenwebsites oder in den sozialen Netzwerken integriert und mithilfe eines mobilen Endgeräts gescannt werden. Smartphone-Nutzer werden dann direkt zu offenen Stellenanzeigen und/oder Bewerberportalen weitergeleitet. 

Was sollte beim Thema Mobile Recruiting beachtet werden?

Das Thema Mobile Recruiting steht in vielen Unternehmen noch am Anfang und in Zukunft ist eine Ausweitung dieses Bereichs des E-Recruiting absehbar. E-Mail-Bewerbungen werden bald der Vergangenheit angehören, wenn mobilere, digitalere Lösungen den Markt erobern. Einen Anfang bilden im Moment die Apps der Internet-Jobbörsen, welche jedoch oft auch noch nicht völlig ausgereift sind. 

Datenschutz

Lebensläufe, Zeugnisse und weitere Bewerbungsunterlagen sind sensible Daten, die auch von mobilen Webseiten geschützt werden müssen. Datenschützer werden besonders aufmerksam, wenn es um die Strategie des Active Sourcing in der Personalbeschaffung geht. Auf Karrierenetzwerken können persönliche Unterlagen eingesehen werden, um potenzielle Kandidaten für das eigene Unternehmen zu finden. Für solche Fälle bedarf es immer der Zustimmung der Bewerber, deshalb sollten Zustimmungsabfragen auf Online-Jobbörsen stets sorgfältig gelesen werden. 

Auch Arbeitgeber sollten beim Recruiting die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) beachten, um hohe Bußgelder zu vermeiden. Der Aufbau eines Recruiting-Pools aus älteren Bewerbungen scheint zwar sinnvoll, bedarf jedoch laut Verordnung der Zustimmung der Bewerber. Digitale Bewerbungen erleichtern zunächst die Verwaltung der Daten, machen diese jedoch auch zu einem leichteren Ziel für Diebstahl. Generell sollte innerhalb eines Unternehmens, sei es per E-Mail, mobiler Website oder App die Verwaltung der Bewerbungsunterlagen diskret und datenschutzkonform erfolgen.

Optimierung für Tablets und Smartphones mit unterschiedlichen Displays

Mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets ermöglichen den Zugang zu Recruiting-Apps und Online-Jobbörsen. Die optimale Anpassung dieser Portale an unterschiedliche Displayformate garantiert erst eine mobile Nutzung. Denn wenn Digital Natives ein Bewerbungsportal sehen, das nicht für ihr Gerät optimiert wurde, macht das automatisch einen sehr schlechten Eindruck auf sie. Die junge Generation setzt eine reibungslose Funktionsweise solcher Websites im digitalen Zeitalter voraus. Nicht angepasste Bewerbungsportale könnten somit dem Branding des Unternehmens schaden und im schlimmsten Fall zum Abbruch der Bewerbung führen, da zum Beispiel bestimmte Eingabe-Textfelder vom Smartphone aus nicht anklickbar sind. 

Push Nachrichten und E-Mail Alerts

Viele Apps und Websites bieten im Bereich des E-Recruitings die Möglichkeit, favorisierte Jobs und Unternehmen zu speichern und Alarme zu setzen. So können Nutzer der Portale per Push-Benachrichtigung oder E-Mail benachrichtigt werden, wenn neue Stellen in bestimmten Bereichen verfügbar sind oder sie von einer Firma kontaktiert wurden. Diese Funktionen machen insbesondere Recruiting-Apps sehr praktikabel, da Interessenten sofort über neue Möglichkeiten informiert werden können. 

Ladezeiten und mobile Usability

Die mobilen Websites der Unternehmen können mitunter lange Ladezeiten verursachen, wenn zu große Datenmengen verarbeitet wurden. Die Anwendungen sollten daher im Sinne des Mobile Recruitings ein responsive Design nutzen und reduzierte, übersichtliche Informationen zur Verfügung stellen. Dies kommt auch dem Ranking in Suchmaschinen zu Gute, da diese die Ladezeiten einer Website berücksichtigen. 

Promotion für Apps und mobile Personalbeschaffung

Um das Mobile Recruiting in Zukunft weiter voranbringen zu können, müssen mobile Bewerbungsportale und Job-Apps stärker beworben werden. Große Unternehmen, die diese Wege des E-Recruitings bereits nutzen, sollten als Vorbilder in diesem Bereich dienen. In Form von Botschaftern oder Weiterbildungen könnte ein Wissensaustausch stattfinden und die Personalbeschaffung zukünftig digitaler und mobiler machen. 

Über die Autorin: Lisa Rätze
Lisa Rätze

Lisa Rätze ist Redakteurin bei hiral für HR-Themen. Sie hat einen Abschluss für das Studium Lehramt an Grundschulen, unter anderem mit dem Studienfach Deutsch, und befindet sich nun im Bachelor für Psychologie. Ihr Fokus liegt auf Persolmanagement und Recruiting.

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