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Mitarbeiter werben Mitarbeiter: Konzept, Prämien, Monitoring und Umsetzung

Nicola Lehrle
Lesezeit: ca. 11 Minuten

Mitarbeiter werben Mitarbeiter. Ein bewährtes Konzept, das auch heute noch einen großen Stellenwert beim Recruiting hat. Denn gute Empfehlungen sind wertvoll und führen nicht selten zu einer schnellen Besetzung von offenen Stellen mit Top-Mitarbeitern. Wir zeigen, wie sich das Werben von Mitarbeitern gestaltet, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt und welche Prämien bei einem Mitarbeiterempfehlungsprogramm zum Einsatz kommen können.

Was ist das Konzept Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter?

Die Mitarbeiterempfehlung ist ein häufig eingesetztes Tool im Recruiting. Das Konzept hierbei ist simpel: Bereits bestehendes Personal wirbt neue Kandidaten. Dabei ist es egal, ob der Mitarbeiter dem Kandidaten bereits persönlich vertraut ist oder diesen nur flüchtig über soziale Netzwerke oder Bekannte kennt.

Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm ist in der Regel nicht zeitlich begrenzt, sondern ein fester Bestandteil des Recruitings. Hierbei gibt das Unternehmen alle Rahmenbedingungen vor und informiert anschließend alle Angestellten umfangreich über Ziele und Prämien.

In vielen Fällen wird hierfür eine HR Software eingesetzt, die Mitarbeiter regelmäßig über offene Stellen informiert. Ansonsten können Stellenanzeigen auch via E-Mail oder Newsletter geteilt werden. Mit diesen Informationen können sich bereits bestehende Mitarbeiter dann auf die Suche nach geeigneten Kandidaten begeben. Bewirbt sich eine geeignete Person und kommt es zum Onboarding, wird der werbende Mitarbeiter mit einer Prämie belohnt. 

Einer der wichtigsten Aspekte eines gelungenen Mitarbeiterempfehlungsprogramm ist die freiwillige Basis. Grundsätzlich sollte die Anwerbung durch eigene Mitarbeiter nicht auf Grund einer lukrativen Belohnung erfolgen, sondern weil die Mitarbeiter gegenüber ihrem Arbeitgeber ein hohes Committment haben. Somit ist es sehr wichtig, dass Angestellte und ehemalige Mitarbeiter von ihrem Unternehmen überzeugt sind. So ist eine erfolgreiches Employer Brand unerlässlich.

Welche Vorteile und Nachteile bringen Mitarbeiterempfehlungen für Arbeitgeber?

Mitarbeiterempfehlungen bringen wie alle Recruiting-Strategien gewisse Vor- und Nachteile mit sich. Grundsätzlich können Unternehmen dabei von folgenden negativen und positiven Folgen ausgehen:

Vorteile:

Höhere Glaubwürdigkeit

Eigene Mitarbeiter sind immer glaubwürdiger als ein Headhunter oder Recruiter. Denn sie wissen, wovon sie sprechen und können ihren Arbeitgeber am besten einschätzen. Somit wissen sie genau, was den Bewerber erwartet und was sie diesem versprechen können. Die Glaubwürdigkeit einer solchen persönlichen Empfehlung machen Mitarbeiterempfehlungsprogramme so erfolgreich.

Mehr Transparenz

Der empfohlene Mitarbeiter kann sich bereits vor seiner Bewerbung ein gutes Bild von der offenen Position machen. Durch den werbenden Angestellten hat er die Möglichkeit, alle offenen Fragen beantwortet zu bekommen und erhält einen guten Einblick in die Unternehmenskultur. Darüber hinaus weiß der Kandidat direkt, was von ihm erwartet wird und kann sich schon vor seiner Bewerbung über interne Abläufe und Kollegen informieren. Dies verkürzt die Einarbeitungszeit und verhindert falsche Vorstellungen sowie ein kurzfristiges Abspringen des neuen Mitarbeiters.

Motivation der eigenen Mitarbeiter

Mitarbeiter Empfehlungsprogramme geben Mitarbeitern das Gefühl, dass sie wichtig sind. Mit einem Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Konzept können sie mitbestimmen und haben direkten Einfluss auf die Belegschaft und ihr Arbeitsumfeld. Dies wirkt sich positiv auf ihre Arbeitsleistung im Job aus und führt zu einer gesteigerten Motivation

Effizient und zeitsparend

Bei einem Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programm werden meist nur Kandidaten empfohlen, die sich auch wirklich für die zu besetzende Stelle eignen. Somit fungieren anwerbende Mitarbeiter als Filter und finden meist wirklich gute Leute, die sie empfehlen. Das heißt: Recruiter können sich direkt den geeigneten Bewerbern mit Talent widmen. Dadurch sparen sie sich die Zeit für eine Vorauswahl.

Kostengünstig

Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind ein besonders kostengünstiger Recruiting Trend. Denn im Gegensatz zu anderen Recruiting-Kanälen können freie Stellen und neue Jobs ganz ohne Zusatzkosten am schwarzen Brett oder im Intranet geteilt werden. Alles Weitere erledigen dann die werbenden Personen.

Andere Optionen des E-Recruitings wie die Veröffentlichung auf Social-Media-Kanälen oder Online-Jobbörsen sind dagegen mit meist hohen Kosten verbunden. Als Unterstützung muss bei einem Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm zwar ggf. in eine geeignete Software investiert werden. Allerdings sind solche digitalen Programme bereits für einen niedrigen Preis zu haben.

Hohe Mitarbeiterbindung

Studien haben gezeigt, dass gute Mitarbeiter die über ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm geworben wurden, zufriedener im Unternehmen sind und dort auch länger bleiben. In den meisten Fällen werden sie selbst zu werbenden Mitarbeitern und leisten eine bessere Performance. Dies führt zu einer geringeren Austrittsrare und einer dauerhaft hohen Mitarbeiterbindung.

Stärkt das Employer Branding

Gibt es bessere Werbung, als Angestellte, die ihren Arbeitgeber im Freundes- und Bekanntenkreis weiterempfehlen? Das Engagement und die Teilnahme an einem Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm ist das beste Aushängeschild für jedes Unternehmen. Es zeigt, dass sich bestehende Mitarbeiter wohl fühlen und stärkt automatisch das Employer Branding.

Mehr Teamgeist

Mitarbeiter, die potentielle Kandidaten geworben haben, fühlen sich oftmals für das neue Teammitglied verantwortlich. Sie helfen beim Onboarding des geworbenen Mitarbeiters und sorgen dafür, dass sich der neue Kollege wohlfühlt. Dies wirkt sich positiv auf die Belegschaft aus und führt zu deutlich mehr Teamgeist.

Nachteile

Enttäuschung bei werbenden Angestellten

In manchen Fällen kann es vorkommen, dass die empfohlenen Kandidaten nicht angenommen werden. Werden mehrere Empfehlungen vom Arbeitgeber abgelehnt, kann dies zu Frustration und Enttäuschung bei werbenden Angestellten führen.

Weniger Diversität

Da die Demographie von Freunden und Bekannten meist der eigenen entspricht, kann dies langfristig zu weniger Diversität führen. Dies kann negative Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens haben und die Kreativität und Offenheit im Workflow senken.

Vermischung von beruflich und privat

Nicht selten handelt es sich bei angeworbenem Personal um enge Freunde oder sogar Verwandte. Diese Vermischung von beruflichen und privaten Netzwerken kann zu Konflikten bei der Zusammenarbeit führen und sich direkt auf die Performance des empfohlenen Angestellten und des bestehenden Angestellten auswirken.

Falsche Motivation durch Mitarbeiter Prämie

Verspricht ein Arbeitgeber hohe Belohnungen fürs Recruiting, kann dies eine falsche Motivation für die Mitarbeitersuche sein. Denn wer nur auf die Belohnung aus ist, stellt die Eignung von Kandidaten hinten an. Somit kann es dazu kommen, dass Mitarbeiter Personen empfehlen, die sich nicht eignen, nur um an ihre versprochene Zuwendung zu kommen.

Vetternwirtschaft

Firmen, die Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme nutzen, wird häufig Vetternwirtschaft unterstellt. Wenn eine Firma den Ruf hat, Personen nur einzustellen, weil sie entsprechende Kontakt haben, wirkt sich das automatisch schlecht auf die Arbeitgebermarke aus. Dies ist bereits bei vielen Konzernen wie der Deutschen Bahn, Bosch oder Porsche der Fall. 

Wie sollten Prämien bei Mitarbeiterempfehlungsprogrammen ausgestaltet sein?

Damit ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm funktioniert, muss es besonders attraktiv für den bereits vorhandenen Mitarbeiter sein. Das heißt: Die Person, die neue Talente wirbt, muss mit einer lukrativen Prämie belohnt werden. Ansonsten ist der Anreiz, neue Bewerber zu generieren, nicht sonderlich groß. Grundsätzlich können werbende Angestellte von folgenden Belohnungen profitieren:

Monetäre Prämien

Wenn man von monetären Prämien spricht, sind damit finanzielle Anreize gemeint. Denn wer neue Mitarbeiter werben soll, möchte dafür auch belohnt werden. Dies kann eine Barzahlung von Geld oder Ähnliches sein. Die meisten Unternehmen versprechen bei erfolgreichen Empfehlungen folgende Optionen:

  • eine festgelegte Einmalzahlung,

  • eine Gehaltssteigerung,

  • ein am Gehalt orientierter Betrag.

Nicht monetäre Prämien

Nicht monetäre Prämien haben dagegen nichts mit Geld zu tun. Es handelt sich also um emotionale Prämie oder eine andere Zuwendung der Dankbarkeit vom Arbeitgeber. Dabei sollte auf Belohnungen gesetzt werden, die zum empfehlenden Mitarbeiter passen und nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Dies können folgende Möglichkeiten sein:

  • Ein Erlebnisurlaub,

  • ein Wellness-Gutschein,

  • zusätzliche Urlaubstage,

  • frei verwendbares Firmenbudget,

  • die Kostenübernahme einer Weiterbildungen,

  • mehr Mitbestimmungsrecht.

Solche Geschenke für eine Empfehlung sind für die meisten Mitarbeiter um einiges mehr wert als ein paar Euro mehr auf dem Konto. Denn sie geraten nicht nach wenigen Monaten in Vergessenheit, sondern hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Wer einmal auf einer Safari war oder 3 Tage im Luxus-Hotel verbracht hat, wird seinen Kollegen noch nach Wochen davon erzählen. Dies wiederum hat einen weiteren positiven Effekt und führt zu mehr Motivation für das Mitarbeiterempfehlungsprogramm bei der übrigen Belegschaft.

Welche Möglichkeiten für das Monitoring von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen gibt es?

Auch für Mitarbeiterempfehlungsprogramme gibt es Kennzahlen, um genau zu überwachen, wie erfolgreich die Strategie und das Werben ist. Bei diesen Kennzahlen spricht man von sogenannten Key Performance Indicators, kurz KPI. Diese Kennzahlen geben Auskunft darüber, wie erfolgreich die Aktivität verlaufen ist. 

Eine besonders wichtige Kennzahl hierbei ist die Erfolgsrate des Empfehlungsprogramms. Hierfür kann man beispielsweise die Anzahl aller empfohlenen Kandidaten nehmen und diese dem tatsächlich eingestelltem Personal gegenüber stellen. So lässt sich schnell erkennen, wie gut die Qualität der Empfehlungen ist.

Ebenso interessant ist es herauszufinden, wie hoch die Kündigungsrate bei einem solchen Empfehlungsprogramm ist. Hierfür kann man die Einstellungsrate und die Kündigungsrate herbeiziehen. Ebenso entscheidend hierfür ist der Zeitpunkt der Einstellung und der Zeitpunkt der Kündigung. Vergleicht man diese Zahlen, wird schnell klar, wie lange die neuen Kollegen im Unternehmen bleiben.

Auch beim Werben über Empfehlungen sollten immer genaue Ziele gesetzt und eine klare Strategie festgelegt werden:

  • Geht es darum, besonders erfolgreiche Empfehlungen zu haben?

  • Sollen die Bewerber, die vom Personal geworben werden, möglichst lange im Unternehmen bleiben?

  • Oder ist es wichtig, dass möglichst viele Mitarbeiterempfehlungen erfolgen, um die Employer Brand zu stärken?

Denn auch hier können die Ziele komplett unterschiedlich ausfallen. Dementsprechend sollte auch die Recruiting-Strategie angesetzt werden.

Wie werden Mitarbeiterempfehlungen in Unternehmen umgesetzt?

Wenn neue Talente geworben werden sollen, muss dies gut vorbereitet werden. Setzt ein Unternehmen im Recruiting auf Mitarbeiterempfehlungsprogramme, muss auch hier jeder Schritt genau geplant sein. Dabei gehen Unternehmen meist wie folgt vor:

Fokus für relevante Stellen setzen

Zunächst einmal muss genau definiert werden, welche Stellen besetzt werden sollen und für welche Jobs sich eine solche Art des Werbens eignet. Ist dies festgelegt, müssen sich Recruiter an eine passende Stellenanzeige machen. Hierbei können folgende Fragen behilflich sein:

  • Um welche Art von Job handelt es sich?

  • Welche Soft Skills muss der empfohlene Kandidat mitbringen?

  • Welcher Qualifikation und Eignung muss der neue Kollege entsprechen?

  • Wird eine gewisse Berufserfahrung vorausgesetzt?

Sind diese Fragen beantwortet, kann sich die HR-Abteilung an die Festlegung der Belohnung machen.

Prämien definieren

Ein Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Konzept steht und fällt mit dem Anreiz. Das bedeutet im Klartext: Sind die Belohnungen zu hoch angesetzt, kann es sein, dass dies zu einer falschen Motivation führt. Ist der Anreiz dagegen zu niedrig oder nicht ansprechend, mindert das die Leistungsbereitschaft zum Werben.

Grundsätzlich empfehlen sich Sachprämien mehr als finanzielle Anreize - denn Sachprämien erlauben die Berücksichtigung von persönlichen Vorlieben. Wenn ein Unternehmen eine große Auswahl an lukrativen Sachprämien und anderen emotionalen Prämien bietet, sind die Chancen groß, dass sich Angestellte auf die Suche nach neuen Mitarbeitern begeben und den Arbeitgeber stetig weiter empfehlen.

Diese Motivation kann langfristig hoch gehalten werden, indem die Belohnungen immer wieder angepasst werden. Hierzu eignet sich ein direktes Feedback von Werbenden und die Annahme des Arbeitgebers von Verbesserungsvorschlägen

Umsetzung und Kommunikation

Im nächsten Schritt geht es darum, wie das Mitarbeiterempfehlungsprogramm umgesetzt werden soll. Hierbei sollten sich Unternehmen zunächst einmal fragen, ob sich die Anschaffung eines digitalen Systems lohnt. Allein wegen der Ersparnis von Zeit, ist das fast immer der Fall ist.

Ein solches Programm sollte nicht nur über Belohnungen und neue Jobs informieren, sondern ebenso die Option bieten, alle Mitarbeiterempfehlungskampagnen nachzuverfolgen. Je größer die Auswahl an Funktionen, desto besser.

In der Regel sind solche Programme bereits für wenig Geld zu haben. Hat sich die HR-Abteilung auf eine Software und ein Konzept geeignet, muss dieses von der Geschäftsleitung oder auch dem Betriebsrat abgesegnet werden.

Anschließend sollte dann die Belegschaft von den Vorteilen des Programms überzeugt werden und genau über alle Abläufe und Möglichkeiten informiert werden. Selbstverständlich ist die Teilnahme an solch einem Empfehlungsprogramm immer freiwillig und unverbindlich.

Ergebnisse laufend kontrollieren

Im Idealfall liefert die Software alle wichtigen Kennzahlen, um den Erfolg des Programms zu messen. Wenn die Ergebnisse nicht überzeugend sind, sollten Firmen genau überprüfen, woran das liegt. Auch hier gilt es zu beachten, ob generell zu wenig Kandidaten geworben werden, oder ob die Bewerber einfach nicht zum Unternehmen passen und ungeeignet sind. In beiden Fällen besteht dringender Handlungsbedarf.

Grundsätzlich sind digitale Mitarbeiterempfehlungsprogramme eigentlich immer ein Erfolg. Das altbewährte System führt vor allem bei großen Firmen und Konzernen zu einer qualitativ hohen sowie großen Auswahl an neuen Talenten. Darüber hinaus steigern solche Mitarbeiterempfehlungen den Teamgeist, die Mitarbeiterbindung und die Arbeitgebermarke.<br>

Über die Autorin: Nicola Lehrle
Nicola Lehrle

Nicola Lehrle ist als Redakteurin bei hiral tätig. In ihrer beruflichen Laufbahn mit Schwerpunkt Marketing konnte sie im HR vielerlei Erfahrung sammeln. Ihr Fokus liegt auf Ratgebern und Fachtexten zu unterschiedlichen Themen im Bereich Personal/HR. Nicola möchte mit ihren Texten den Lesern auch komplizierte Sachverhalte möglichst einfach erklären.

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