
Global Recruiting: Begriff, Vorteile und Vorgehen

Immer mehr Unternehmen stoßen mit klassischen Recruiting Strategien an ihre Grenzen. In vielen Branchen ist der Fachkräftemangel so groß, dass Firmen vor ernsthaften Problemen in Bezug auf ihre Zukunftssicherung stehen. Trotz dieser Notlage ist Global Recruiting für die betreffenden Unternehmen oft noch kein Thema. Sie erkennen die Vorteile einer internationalen Personalstrategie nicht und sind verunsichert, was die Umsetzung betrifft. Dieser Beitrag soll einen ersten Einblick in das Thema International Recruitment geben und einige Denkanstöße vermitteln.
Was ist Global Recruiting?
Global Recruitment ist eine Recruiting-Strategie, die auf internationale Personalbeschaffung setzt. Beim Global Recruiting geht es primär darum, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Oft stehen auf internationalen Arbeitsmärkten qualifizierte Kandidaten zur Verfügung, die im Inland knapp sind. Dies gilt insbesondere für technische Berufe und sogenannte MINT Kompetenzen.
Unternehmen möchten sich generell auch dem globalen Arbeitsmarkt als Unternehmen stärker öffnen. Für dieses Ziel entwickeln Unternehmen unter anderem Austauschprogramme und bilden ihre Angestellten weiter, sodass sie Kompetenzen für den internationalen Markt erwerben.
Diese Form des Recruitings ist auf die starke Globalisierung und den zunehmenden branchenübergreifenden Fachkräftemangel zurückzuführen. Neben der Besetzung bedeutender Führungspositionen und der Suche nach qualifizierten Kandidaten, kann Global Recruiting auch dem Zweck dienen, Jobs mit standardisierten Aufgaben günstiger durch ausländische Angestellte zu besetzen.
Welche Vorteile bietet weltweite Personalbeschaffung?
Global vernetzte Unternehmen haben schon lange die Vorteile internationaler Personalbeschaffung erkannt. So kommen viele Branchen ohne Global Recruiting aufgrund des Fachkräftemangels kaum noch aus. Ein fortschrittlich denkendes Unternehmen kann sich Einschränkungen bei der Personalstrategie nicht mehr leisten. Im Folgenden sollen die Vorteile von Global Recruitment benannt werden.
Ein größerer Talent Pool
Dieser Vorteil des International Recruitments liegt fast auf der Hand: Global gesehen stehen mehr potenzielle Kandidaten zur Verfügung, als auf nationaler oder regionaler Ebene. Wer seinen Bewerberpool auf lokale Bewerber beschränkt, grenzt High Potentials aus anderen Teilen der Welt aus. Diese Bewerber sind womöglich bei ähnlichen Gehältern in bestimmten Bereichen besser ausgebildet als ortsansässige Fachkräfte und können wertvolle Kompetenzen in das Unternehmen einbringen.
Diverse Unternehmenskultur etablieren
Eine diverse Mitarbeiterstruktur bietet nicht nur auf produktiver Ebene Vorteile. Auch die Kultur eines Unternehmens wird durch Mitarbeiter mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bereichert. Recruiting auf globaler Ebene kann diese Diversität hervorrufen.
Durch diverse Teams können verschiedene Perspektiven auf Projekte und Unternehmensziele eröffnet werden. Die Mitarbeiter können dabei helfen, Märkte im Ausland zu erschließen, eine weltweite Unternehmensstruktur zu bestärken und Vielfalt in homogenen Personalstrukturen zu etablieren.
Kandidaten mit zukunftsfähigen Kompetenzen finden
Die Ausbildungen für bestimmte Berufsgruppen unterscheiden sich von Land zu Land. Demnach gibt es global gesehen Fachkräfte für die gleiche Branche, jedoch mit unterschiedlichen Kompetenzen. Während Deutschland aufgrund des demografischen Wandels eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung erfährt, gibt es in anderen Ländern eine hohe Geburtenrate und eine starke Förderung benötigter Ausbildungen.
Um die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern, ist die HR daran interessiert, junge Fachkräfte und Akademiker zu finden und an das Unternehmen zu binden. Professionelle, gut ausgebildete Bewerber können zunehmend durch globales Recruiting gewonnen werden.
Erweitertes Employer Branding
Die Diversifizierung des Personals sollte nicht primät unter Marketing Aspekten gesehen werden. Jedoch kann globales Recruiting offen und stolz im Employer Branding benannt werden, wenn es bedeutet, dass das Unternehmen Jobs an die besten Kandidaten vergibt. Ungeachtet eines aufwändigeren Einstellungsprozesses und erhöhtem Aufwand im Sourcing, stellt eurer Unternehmen nur die besten Talente ein. Diese Message kann sich sehr positiv auf die Arbeitgebermarke auswirken.
Wie ist das Vorgehen beim Global Recruiting?
Um eine erfolgreiche Global Recruiting-Strategie aufzubauen, ist es zuerst wichtig, die Prioritäten in der Personalbeschaffung festzulegen. Will das Unternehmen offene Stellen möglichst kostengünstig und schnell besetzen, wird es für Recruiter schwierig auf internationaler Ebene Kandidaten zu finden. Diese Art der globalen Talentakquisition erfordert erweiterte Ressourcen für die HR und mehr Zeit.
Dem Recruiting geht immer eine Analysephase voraus, in welcher die Unternehmensziele, vor allem auf internationaler Ebene, hinterfragt und miteinbezogen werden. Zudem muss überprüft werden, in welchen Bereichen Personal benötigt wird und welche Voraussetzungen die potenziellen Bewerber erfüllen sollten.
Weitere wichtige Fragen sind unter anderen die Strukturierung des Arbeitsalltags (Remote, Hybrid oder Präsenz) und der Einsatz von Benefits für die Akquise internationaler Talente. Inbesondere für Software Entwickler und andere Fachkräfte in IT Berufen sind diese Incentives sehr bedeutsam.
Auch der Aufbau einer globalen Arbeitgebermarke gehört zu diesen Überlegungen, denn es ist von Bedeutung, dass das Unternehmen Themen wie Gleichberechtigung, Inklusion und Vielfalt ernst nimmt und aktiv lebt.
In diesem Prozess sollte deutlich geworden sein, welche Recruiting-Kanäle sich für eine bestimmte Zielgruppe eignen und auch zum jeweiligen kulturellen Kontext passen. Internationale Karrierenetzwerke wie LinkedIn oder Social Media können erste Anknüpfungspunkte sein, um neue Personalmärkte zu erschließen.
Um eine positive Candidate Experience garantieren zu können und das Recruiting nicht zu erschweren, muss ein einheitlicher Onboarding-Prozess entwickelt werden.
Beim internationalen Recruiting müssen vor allem die technischen Aspekte reibungslos ablaufen und trotz des unpersönlichen Kontakts, sollte eine Beziehung zwischen Recruiter und Bewerber aufgebaut werden können.
Sobald neue Talente gewonnen wurden und das Onboarding erfolgreich ablief, können Schulungen und Förderprogramme den Mitarbeitern helfen, in ihre neue Rolle hineinzuwachsen oder sich beruflich weiterzuentwickeln.
Neben der betrieblichen Integration, sollte auch die soziale Einbindung nicht unterschätzt werden. Die internationale Personalbeschaffung zieht häufig einen Umzug der betreffenden Mitarbeiter nach sich und an dieser Stelle kommen die benannten Benefits ins Spiel.
Unternehmen können die Integration der Fachkräfte unterstützen, indem sie bei der Wohnungssuche helfen oder Wohnraum zur Verfügung stellen, Teamevents zum persönlichen Austausch fördern und kulturelle Veranstaltungen organisieren.
Globales Recruitment: Outsourcen oder selber machen?
Recruitment auf globaler Ebene zu betreiben ist ein aufwändiges Unterfangen, das nicht unterschätzt werden sollte. Diese Aufgabe kann insbesondere von kleineren Unternehmen kaum selbst übernommen werden, da die Kapazitäten der internen HR für diese Dimensionen der Personalbeschaffung oft nicht ausreichen. Das Outsourcing an eine professionelle Personalberatung mit internationalem Netzwerk sollte hier ggf. in Betracht gezogen werden, um weiterhin genügend Ressourcen für die derzeitigen Mitarbeiter zur Verfügung zu haben.
Das weltweite Netzwerk der Recruiter in spezialisierten Personalberatungen kann ihre Klienten darüber hinaus mit Menschen in Verbindung bringen, die sie ohne externe Hilfe nicht erreicht hätten. Insbesondere bei der Besetzung von bedeutenden Führungspositionen können diese Kontakte entscheidend sein.
Natürlich kann globales Recruitment auch eigenständig von Betrieben durchgeführt werden. In diesen Fällen können Schulungen im Bereich der globalen Personalbeschaffung für die eigene HR wichtiges Know-How vermitteln.
Fazit
COVID-19 und die Homeoffice-Pflicht hat der Arbeitswelt eine starke Veränderung aufgezwungen, die auch in Zukunft Auswirkungen haben wird. Arbeit ist dezentraler geworden bzw. hybrider und Remote-Modelle werden in den Arbeitsalltag von immer mehr Menschen integriert. Das betrifft auch die internationale Personalbeschaffung und den Aufbau global vernetzter Teams.
In einer globalisierten Welt wird es weiterhin von großer Bedeutung sein, diverse Unternehmenskulturen aufzubauen und internationale Professionals einzubinden.
Jedoch kann mit der Ausbreitung von Remote-Arbeit auch die Notwendigkeit eines Umzugs geringer werden und die Bedeutung digitaler Vernetzung zunehmen. Unter diesen Bedingungen muss darauf geachtet werden, dass persönliche Aspekte der Arbeit nicht zu kurz kommen und auch im internationalen Raum Arbeitnehmerrechte gewahrt werden. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich dieser Bereich der Personalgewinnung in Zukunft entwickeln wird.