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Statiker: Begriff, Aufgaben, Ausbildung, Gehalt und Perspektiven

Carolin Kost
Lesezeit: ca. 8 Minuten

Unser Beitrag bietet dir die wichtigsten Informationen rund um den Beruf des Statikers. Von der Begriffsdefinition über Aufgaben, Ausbildung, Gehalt und Perspektiven: Alle Eckdaten rund um das Berufsbild findest du in unserem Artikel kompakt zusammengefasst.

Egal, ob es sich bei einem Bauprojekt um einen Neu-, Alt- oder Umbau handelt: Statiker sind dabei unverzichtbar. Für die Erteilung einer Baugenehmigung muss für jede Bauplanung ein Nachweis darüber gebracht werden, dass der Bau statisch sicher ist. Befugt dazu sind allein staatlich zertifizierte Statiker.

Was wird unter Statik verstanden?

Die Statik beschäftigt sich in erster Linie damit, ob ein Bau ausreichend standfest konstruiert ist. Für die Bauunternehmung hat die Sicherheit den obersten Stellenwert. Um abschätzen zu können, wie stabil ein Gebäude nach dem Bau sein wird, muss rechnerisch geprüft werden, ob die Konstruktion korrekt konzipiert ist. Dabei gilt es, festzustellen, welche Kräfte von außen und innen auf einen Bau wirken und wie diese die Baumasse verformen können. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Schwerkraft und die Einwirkung von Elementen auf die Bausubstanz.

Tragwerke sind besonders wichtig, um ein Gebäude im Gleichgewicht zu halten. Die Baustatik prüft deshalb, ob ausreichend Tragwerk in der Bauplanung vorhanden ist. Zu diesem zählen tragende Wände, Decken, Fundamente und Dachstühle.

Tragende Bauteile werden durch den Statiker auf Bauplänen entsprechend gekennzeichnet. Wird das Gebäude später umgebaut, machen die Pläne klar, dass Tragwerke nicht entfernt werden dürfen.

Statiker arbeiten mit statischen Berechnungen, die die Standsicherheit von Gebäuden überprüfen. Diese Prüfung muss bereits vor Baubeginn erfolgen. Statiker prüfen auch, welche Baustoffe am geeignetsten für die Immobilie sind. Dabei wird auch auf besondere Anforderungen bei Altbauten und anderen baulichen Anlagen eingegangen - Statiker sind darin geschult, flexibel auf verschiedene Gebäudetypen einzugehen.

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Welche Aufgaben übernimmt ein Statiker in Bauprojekten?

Von Neubauten bis Umbauten mit Wanddurchbruch: Statiker sind vielseitig einsetzbare, zertifizierte Fachkräfte. Ihr Aufgabenfeld geht dabei weit über die reine statische Berechnung hinaus. So fallen zum Beispiel auch die folgenden Aufgaben in ihren Zuständigkeitsbereich:

  • Kostenplanung für den Gebäudebau oder -umbau,

  • Erstellung des Standsicherheitsnachweises für den Antrag einer Baugenehmigung,

  • Tragwerksplanung für Umbaumaßnahmen an bestehenden Gebäuden,

  • Begutachtung von Gebäuden hinsichtlich ihrer Stabilität (z.B. Bodengutachten),

  • Auswahl eines geeigneten Materials,

  • Konstruktionsentwürfe und Ausführungsplanung sowie

  • Management der Bauarbeiten.

Bei ihrer Arbeit halten sich Statiker an strenge Kriterien und müssen in ihrer Materialwahl zum Beispiel auch über das Thema Brandschutz bestens informiert sein.

Statiker können sich an eine Reihe von Baustilen anpassen. Speziell auf den Stahlbau spezialisierte Tragwerksplaner übernehmen zum Beispiel Projekte mit Tragwerken aus Stahl. Soll ein Einfamilienhaus aus Holz statisch überprüft werden, ist eine andere Expertise notwendig. So gibt es für beinahe jedes Bauvorhaben einen entsprechend spezialisierten Statiker. Die meisten Statiker sind jedoch vielseitig ausgebildet und kennen sich mit einer ganzen Reihe von Baustilen aus.

Standsicherheitsnachweis für Neubauten

In Deutschland sind Bauunternehmer in der Pflicht, noch vor Baubeginn einen Nachweis über die Standsicherheit zu erbringen. Dieser bescheinigt, dass das geplante Gebäude ausreichend stabil ist. Der Standsicherheitsnachweis wird im Rahmen des Bauantrags eingereicht und ist eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Baugenehmigung.

Dieser Nachweis spielt somit eine wichtige Rolle in jedem Bauprojekt. Er darf nur von staatlich geprüften Statikern erstellt werden. Dieser Bereich zählt dementsprechend zu einem der wichtigsten Aufgabenfeldern des Berufs.

Stellt sich bei den Berechnungen für den Standsicherheitsnachweis heraus, dass das Gebäude nicht ausreichend statisch abgesichert ist, werden Nachbesserungen vorgeschlagen. So können zum Beispiel festeres Material oder stärkere Stützvorrichtungen verwendet werden.

Wie sieht die Ausbildung zum Statiker aus?

Statiker haben teils sehr verschiedene Ausbildungen. In den meisten Bundesländern ist jedoch ein Studium Voraussetzung für die Zertifizierung als Statiker. Zugelassen sind vor allem Bauingenieure, jedoch in einigen Fällen auch Architekten.

Auch Berufserfahrung ist meist Pflicht. Dies soll sicherstellen, dass der angehende Statiker Baustoffe, Bauordnungsrecht und Baukonstruktion auch praktisch kennt. Wer diese Kriterien erfüllt, darf Standsicherheitsnachweise ausstellen und sich offiziell Statiker nennen.

Im Folgenden findest du mehr Informationen zu den Anforderungen an die Ausbildung zum Statiker.

Studium

Statiker sind meist Bauingenieure. Dies bedeutet, dass ein entsprechendes Studium abgeschlossen wurde. Auch Architekten können sich später zum Statiker weiterbilden lassen.

Eine Voraussetzung für das Studium ist eine Hochschulberechtigung. Diese muss jedoch nicht immer nur das Abitur oder die Fachhochschulreife sein. Ein Bauingenieurs- oder Architekturstudium kann auch mit einer Ausbildung in einem verwandten Feld begonnen werden. Zusätzlich sind jedoch mindestens drei Jahre Berufserfahrung nötig.

Ausbildungen, die für ein Bauingenieur Studium qualifizieren, sind zum Beispiel die folgenden:

Immer öfter gibt es auch die Möglichkeit, ein duales Studium zu nutzen. Studenten arbeiten hier neben ihrem Studium in einem Betrieb mit. Dies bietet die Möglichkeit, die Ausbildung von Anfang an sehr praktisch zu gestalten. Duale Studien dauern in der Regel acht Semester, was vier Jahren entspricht.

Berufserfahrung

Um sich Statiker nennen zu dürfen, ist zudem Berufserfahrung nötig. In der Regel sollte der angehende Statiker seit mindestens drei Jahren im Bauingenieurwesen tätig sein. Die Ausbildungszeit eines dualen Studiums kann unter Umständen angerechnet werden.

Ortsabhängige Qualifikationen

Die geforderten Qualifikationen für Statiker sind ortsabhängig. So gelten in Brandenburg zum Beispiel andere Regelungen als in Hessen. In einigen Bundesländern wird sogar ein Master in einem relevanten Fach gefordert. Manchmal sind auch mehr als drei Berufsjahre nötig, um Standsicherheitsnachweise ausstellen zu dürfen.

Ist ein Architekt auch ein Statiker?

Architekten unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten von Statikern. Zwar können Architekten auch statische Berechnungen ausführen. Jedoch zählt dies nicht zu ihren Hauptaufgabenfeldern. Statiker hingegen beschäftigen sich zum Großteil mit der Statik eines geplanten Gebäudes und haben entsprechende Vorqualifikationen. Die meisten Statiker kommen aus dem Bauingenieurwesen.

Um die Baustatik exakt berechnen zu können, sind statische Berechnungen nötig, die ein umfassendes Wissen über Baustoffe voraussetzen. Diese werden in einem Architektur-Studium nicht unbedingt in der notwenigen Tiefe vermittelt. Architekten brauchen deswegen eine umfassende Weiterbildung, um den Beruf des Statikers ausüben zu können.

Architektur und Bauingenieurwesen sind zwei unterschiedliche Studiengänge, die sich in ihren Inhalten deutlich unterscheiden. Dabei werden Architekten in erster Linie darin geschult, Gebäude künstlerisch anspruchsvoll und technisch korrekt zu planen. Diese Pläne werden dann als Grundlage für die Arbeit der Bauleitung genutzt.

Bauingenieure hingegen beschäftigen sich hauptsächlich mit Baustoffen und ihren verschiedenen Merkmalen. Dies bereitet sie optimal auf den Beruf des Statikers vor, sodass ein Übergang vergleichsweise einfach ist.

Wie hoch ist das Gehalt von Statikern?

Das Einstiegsgehalt von Statikern liegt bei ca. 3.000€. Mit zunehmender Berufserfahrung steigen auch die Honorare auf bis zu 4.500€. Die Bauingenieurbranche ist allgemein gut vergütet; Statiker stellen keine Ausnahme dar.

Hohe Einstiegsgehälter

In einem Branchenvergleich von Statista zahlt die Bauingenieursbranche Berufseinsteigern sogar das höchste Gehalt. Bis zu 45.000€ brutto sind hier als Einstiegsgehalt üblich. Statiker mit mehr Berufserfahrung und zusätzlicher Qualifikation verdienen oft deutlich mehr. Zudem gibt es viele Stellenangebote für Statiker, da diese Fachkräfte gesucht sind.

Statiker mit der Befugnis, Standsicherheitsnachweise auszustellen, verdienen noch besser: Bauherren sind auf diese Prüfstatiker angewiesen. Die Bauleitung vergütet die Dienstleistung entsprechend gut.

Honorarordnung für Architekten und Ingenieure

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz regelt im Rahmen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure unter anderem auch, wie teuer das Erstellen eines Standsicherheitsnachweises ist. Generell gilt: Je größer der Objektwert, desto teurer auch der Nachweis.

Selbstständige Statiker müssen sich an der Honorarordnung orientieren, um ihre Leistungen abzurechnen. Für Statiker, die als Angestellte in einem Ingenieurbüro arbeiten, übernimmt dies der Arbeitgeber.

Wie wird sich die Nachfrage nach statischen Berechnungen in den nächsten Jahren entwickeln?

Die Nachfrage nach statischen Berechnungen wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Dieser Trend wird vor allem auch von den folgenden Faktoren begünstigt:

Steigende Nachfrage nach Bauleistungen

Laut der “Mittelfristprognose der Preise für Bauleistungen” des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung werden die Baupreise in Zukunft weiter steigen. Dieser Trend ergibt sich aus einer ungebrochen hohen Nachfrage und steigenden Rohstoffpreisen. Auch Statiker werden aller Voraussicht nach von dem gestiegenen Preisniveau profitieren und können mit höheren Gehältern rechnen.

Statik Software

Die Arbeit, die von Statikern zu erledigen ist, ist in normalen Leistungsphasen kaum zu bewältigen. In den letzten Jahren konnte Statik Software hier immer mehr Entlastung schaffen. Statische Berechnungen werden zunehmend von Computer-Programmen erstellt und dann von Statikern interpretiert. Die Anforderungen an das Tragwerk eines Baus sind so besonders schnell festgestellt. Für Bauherren ist dies ein großer Vorteil. Entsprechendes Fachpersonal wird jedoch trotzdem benötigt.

Fachkräftemangel im Bauingenieurwesen

Laut der Marktanalyse Ingenieurbau der Bundesanstalt für Wasserbau zeigt sich in der Branche ein deutlicher Fachkräftemangel. Viele Stellen für Statiker sind unbesetzt. Dieser Mangel scheint sich zudem von Jahr zu Jahr zu verschärfen.

Bei der ungebrochenen Nachfrage nach statischen Berechnungen wird es in Zukunft deshalb aller Voraussicht nach deutlich schwieriger, geeignetes Personal zu finden.


Quellen:

https://messemer-bau.de/statik/

https://de.statista.com/infografik/17682/einstiegsgehaelter-von-ingenieurinnen/

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2020/09/20200916-neue-honorarordnung-fuer-architekten-und-ingenieure-schafft-rechtsklarheit.html

https://henry.baw.de/bitstream/handle/20.500.11970/106286/BAW_Marktanalyse_Ingenieurbau_Online.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Über die Autorin: Carolin Kost
Carolin Kost

Carolin Kost ist Redakteurin für HR bei hiral. Sie hat Politik und Soziologie in Großbritannien studiert. Aktuell lebt sie in Berlin, studiert dort zudem an der Humboldt Universität. Ihr besonderes Interesse gilt Recruiting- und Personalmanagementthemen.

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