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Recruiter: Begriff, Aufgaben, Ausbildung, Skills, Gehalt und Berufsperspektiven

Nicola Lehrle
Lesezeit: ca. 9 Minuten

Recruiter gelten als wahre Multitalente der Personalabteilung. Sie sind Business-Strategen, Projektmanager, Networker, Marketing-Profis und wissen, wie man Probleme löst. Mit ihrem umsichtigen Gespür für Talent begeben sie sich auf die Suche nach qualifizierten Kandidaten für offene Stellen und sorgen für den Perfect Match. Dabei nutzen sie in Zeiten der Digitalisierung nicht nur ihr Fachwissen und ihre Menschenkenntnis, sondern auch ausgefeilte Tools auf den verschiedenen Recruiting-Kanälen. Wir erklären, welche Aufgaben ein Recruiter hat und welche Ausbildung und Skills für den Job notwendig sind. Darüber hinaus zeigen wir, welches Gehalt man in einer Recruiting-Position verdienen kann und wie sich die Berufsperspektiven im Bereich der Recrutierung gestalten.

Was bedeutet Recruiting genau?

Der Begriff “Recruiting” kommt aus dem Englischen. In der deutschen Sprache bedeutet er laut Definition so viel wie Personalbeschaffung. Im unternehmerischen Sinne werden darunter alle Prozesse zusammengefasst, die zur Besetzung einer freien Stelle mit geeignetem Personal notwendig sind. Dazu zählen:

  • das Veröffentlichen von Stellenangeboten,

  • das Anwerben von Kandidaten,

  • das Durchführen von Telefoninterviews und Vorstellungsgesprächen mit passenden Kandidaten sowie

  • das gesamte Bewerbermanagement bis hin zur Vertragsunterzeichnung des neuen Mitarbeiters.

Je schneller ein passender Kandidat gefunden wird, desto mehr Zeit und Geld kann ein Unternehmen sparen. Recruiter kommen häufig in der eigenen Human-Resources-Abteilung zum Einsatz und arbeiten als unternehmensinterne Headhunter. Dabei suchen sie intern und extern nach geeigneten Kandidaten.

Externe Recruiter arbeiten dagegen in einer Personalberatung oder Personalvermittlung oder sind als selbstständige Headhunter tätig. Sie werden explizit von Unternehmen beauftragt, um offene Stellen zu besetzen.

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Darüber hinaus befasst sich Recruiting schon lange nicht mehr nur mit der Besetzung von offenen Positionen. Vielmehr zählen dazu auch Aufgaben und Anforderungen des Personalmarketings. Somit fallen häufig auch Onboarding, die Bindung von Mitarbeitern, das Employer Branding und die regelmäßige Schulung und Weiterbildung von Mitarbeitern gemäß Definition in den Aufgabenbereich von Rekrutierern. Denn nur so kann eine langfristig erfolgreiche Personalpolitik sichergestellt werden.

Aufgrund der Digitalisierung hat sich die Gestaltung des Recruitings im letzten Jahrzehnt von Grund auf verändert. Auch der zunehmende Fachkräftemangel stellt Rekrutierer, Personalberater und Personaldienstleister vor immer größere Herausforderungen. Beim sogenannten Recruiting 2.0 sind immer wieder neue Wege und Techniken gefragt. So ist die Personalbeschaffung über Social-Media-Kanäle wie LinkedIn, Facebook und Xing und das Platzieren von Stellenanzeigen auf Jobbörsen und Karriereseiten nur ein Bruchteil des gesamten Recruiting Spektrums.

Welche Aufgaben übernimmt ein Recruiter im Unternehmen?

Früher übliche Personalbeschaffungsprozesse werden heute zunehmend vom E-Recruiting abgelöst. Während früher die Veröffentlichung einer Stellenanzeige und die spätere Bewerberauswahl ausreichend waren, gestalten sich Recruiting-Prozesse heute um einiges aufwendiger. Rekrutierer erstellen Anforderungsprofile, wählen geeignete Kanäle aus und werten anschließend alle personenbezogenen Daten aus. Der Fokus rückt im Recruiting immer mehr auf die aktive Personalsuche und die direkte Ansprache von potenziellen Bewerbern. Dabei übernimmt die Personalbeschaffung grundsätzlich folgende Aufgaben:

  • Erstellung und Schaltung von Stellenanzeigen: Eine Hauptaufgabe ist das Erstellen und Veröffentlichen von Stellenangeboten. Die Stellenausschreibung kann online oder auch in den Printmedien erfolgen.

  • Networking: Networking ist das A und O im Recruiting. Persönliche Kontakte und die direkte Kommunikation mit Bewerbern und Talenten sind entscheidend, um auf schnellstem Weg einen passenden Kandidaten zu finden.

  • Besuch von Job- und Karrieremessen: Auf Job- und Karrieremessen können potenzielle Bewerber und Personen, die auf Jobsuche sind, gefunden werden und direkt auf offene Stellen und das Unternehmen an sich aufmerksam gemacht werden.

  • Direktansprache von Kandidaten: Beim sogenannten Active Sourcing werden potenzielle neue Mitarbeiter direkt angesprochen. Das Active Sourcing kann sowohl in sozialen Netzwerken über Xing, Facebook und Co. erfolgen als auch auf Messen oder über persönliche Kontakte.

  • Erstellung von Talent Pools: Durch Networking und Direktansprache haben Headhunter und Personalvermittlungen die Chance, geeignete Kandidaten zu finden. Diese werden dann in einem Talent Pool gespeichert und sobald Personalbedarf in einem Unternehmen besteht, kontaktiert.

  • Vorauswahl treffen: Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Vorauswahl von Bewerbern. Dies beginnt mit der Sichtung aller Bewerbungsunterlagen und endet mit einem ausführlichen Bewerberscreening. Dabei werden möglichst viele Informationen zu den einzelnen Kandidaten ausfindig gemacht und überprüft.

  • Bewerbungsgespräche führen: Auch das Führen von Jobinterviews und Einstellungsgesprächen fällt in den Verantwortungsbereich von Rekrutierern. Dabei werden Kandidaten auf ihre Eignung geprüft und es wird abgewogen, inwiefern der Bewerber zum Unternehmen und den Anforderungen der späteren Arbeit passt.

  • Assessment Center organisieren: Neben Bewerbungsgesprächen veranstalten Recruiter auch häufig eigene Assessment Center und prüfen alle Kandidaten und ihre Fähigkeiten unter verschiedenen Kriterien.

  • Personalmarketing: Neben der internen und externen Personalsuche übernehmen Junior und Senior Recruiter oft auch das Personalmarketing der Firma oder einer speziellen Fachabteilung. Dies können Imagekampagnen, gezieltes Employer Branding und andere Maßnahmen zum Einsatz kommen.

  • Executive Search: Die Suche nach Führungskräften ist ein Arbeitsfeld mit besonders hohen Anforderungen. Sie erfordert viel Know-how und ein gutes Netzwerk. Führungskräfte sind in der Regel nicht über die gängigen Kanäle erreichbar, stattdessen werden Sie über die Direktsuche kontaktiert und rekrutiert. 

Welche Ausbildungen und Weiterbildungen gibt es für Recruiter?

Wer im Recruiting arbeiten möchte, braucht nicht zwingend einen Masterabschluss. Denn es gibt keinen vorgeschriebenen Ausbildungsweg und selbst Quereinsteiger haben mit passenden Soft Skills und ausreichenden Fachkenntnissen die Chance, in diesem Beruf zu arbeiten. Allerdings verbessert ein Studienabschluss die Perspektiven auf das Gehalt, das man im Job verdienen kann.

Trotzdem kann die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen im Beruf hilfreich sein. Dazu zählt beispielsweise ein abgeschlossenes Studium in BWL oder Wirtschaftswissenschaften. Viele Universitäten und Hochschulen bieten inzwischen auch Studiengänge an, die sich ausschließlich aufs Personalmanagement beziehen.

Ebenso gerne gesehen werden Kandidaten, die eine kaufmännische Ausbildung im Bürowesen abgeschlossen haben und anschließend Berufserfahrung im Personalwesen sammeln konnten. Grundsätzlich werden für Jobs im Recruiting also folgende Bedingungen vorausgesetzt:

  • ein betriebswirtschaftliches oder wirtschaftswissenschaftliches Studium,

  • eine Ausbildung im Human Resources Bereich,

  • eine Ausbildung im Bereich Personalmarketing,

  • Erfahrung im Personalwesen,

  • Schulungen und Weiterbildungen im Personalwesen.

Welche Qualifikationen genau gewünscht sind, hängt auch immer vom jeweiligen Unternehmen und dem Einsatzbereich mit seinen konkreten Aufgaben ab. Während größere Unternehmen sich oftmals Headhunter wünschen, die aktiv auf die Suche nach Personal gehen, sind kleinere Unternehmen meist schon mit Rekrutierern gut bedient, die sich auf die Auswahl von geeigneten Kandidaten konzentrieren. Wer dagegen eine Stelle in einer Personalberatungsagentur antritt, ist als Personalberater überwiegend für die Personalvermittlung für andere Unternehmen zuständig und agiert als Mittelsmann zwischen Unternehmen und Bewerbern.

Welche Skills sind wichtig in der Suche nach Mitarbeitern?

Rekrutierer stellen fast immer den Erstkontakt für den Bewerber dar. Umso wichtiger sind ein freundliches Auftreten und eine kommunikative Art. Generell hat man im Beruf ständig mit Menschen zu tun und muss in der Lage sein, sich mit diesen zu verständigen, sie einzuschätzen und ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. So sind Menschenkenntnis, Kontaktfreudigkeit, Geduld, aber auch Selbstbewusstsein in diesem Beruf unerlässliche Fähigkeiten. Die wohl wichtigsten Hard und Soft Skills für einen Recruiting-Job gestalten sich wie folgt:

  • Kommunikationsfähigkeit,

  • emotionale Intelligenz,

  • Empathie,

  • Kenntnisse im Personalmanagement,

  • Verständnis der aktuellen Arbeitsmarktsituation,

  • ziel- und ergebnisorientierte Arbeitsweise,

  • Teamfähigkeit,

  • gute Englischkenntnisse,

  • Kenntnisse im E-Recruiting (Google Analytics, Social Media, Recruiting-Kanäle, etc.),

  • strategische Kompetenz,

  • Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit.

Wie hoch ist das Gehalt für Recruiter?

Das Gehalt kann je nach Berufserfahrung und Position ganz unterschiedlich gestalten und ist in der Karrierelaufbahn um ein Vielfaches ausbaufähig. Quereinsteiger und Berufsanfänger verdienen in der Regel ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 35.000 bis 45.000 Euro brutto im Jahr. Allerdings entscheiden auch die Unternehmensgröße, der Standort und die Branche über das Gehalt. Dabei gilt in der Regel: Je größer und erfolgreicher das Unternehmen, desto üppiger fallen die Gehälter aus, die man im Job verdienen kann.

Auch die Branche ist entscheidend für das Gehalt beim Berufsbild Recruiter. Die besten Vergütungen sind unter anderem in der Pharmaindustrie, im Bankenwesen, in der Chemie- und Erdölindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau zu erzielen. Auch in der Konsum- und Gebrauchsgüterbranche ist der Verdienst von Recruiting-Experten und Personalberatern besonders hoch.

Eine besonders hohe Bedeutung für das Gehalt im Recruiting hat die Praxiserfahrung. In einem Zeitraum von fünf Jahren steigert sich der Verdienst oftmals um bis zu 2.000 Euro mehr pro Jahr. 

Eine weitere Möglichkeit, das Gehalt zu steigern, ist die Teilnahme an Weiterbildungen, Zertifizierungen und Schulungen. Wem es gelingt, seine Fachkenntnisse zu verbessern und in der Firmenhierarchie aufzusteigen, kann mit einem durchschnittlichen jährlichen Gehalt von bis zu 60.000 Euro brutto rechnen.

Wer sich dagegen als Headhunter selbstständig macht oder seine Personaldienstleistung in einem eigenständigen Unternehmen anbietet, kann deutlich höhere Gehälter verdienen - vor allem dann, wenn eine Spezialisierung vorliegt. Dies kann beispielsweise eine besondere Kompetenz als Headhunter im juristischen Bereich sein.

Welche Zukunftsperspektiven bietet der Beruf?

Die Arbeit als Recruiter bietet besonders vielseitige berufliche Perspektiven. Während du im Recruiting meist als Junior Recruiter startest und für den Bewerbungsprozess in Unternehmen verantwortlich bist, kannst du dich mit mehrjähriger Berufserfahrung und nachweisbaren Erfolgen als Senior Recruiter etablieren oder im eigenen Unternehmen aufsteigen - mit entsprechenden Aussichten auf ein höheres Gehalt. Außerdem haben Recruiter die Chance, sich als Fachreferent weiterzubilden oder ins Consulting zu wechseln.

Darüber hinaus können Recruiter in den unterschiedlichsten Branchen arbeiten oder sich auf einen bestimmten Fachbereich spezialisieren. Besonders beliebte Arbeitgeber für Recruiter sind:

  • Personaldienstleister,

  • Personalberatungen,

  • staatliche Einrichtungen,

  • HR-Abteilungen in Unternehmen,

  • Unternehmensberatungen,

  • Headhunting-Agenturen,

  • Personalmarketing-Agenturen.

Da sich der Arbeitsmarkt weiterentwickelt, ändert sich auch das Aufgabengebiet von Recruitern stetig und muss sich immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen - Stichwort E-Recruiting.

Somit ist eine Anstellung im Recruiting ideal für jeden, der keine Lust auf Stillstand hat und sich gerne konstant weiterbildet. Auf Grund des zunehmenden Fachkräftemangels, von dem zwischenzeitlich nahezu 90 Prozent aller Unternehmen betroffen sind, steigt die Nachfrage nach Recruitern kontinuierlich. Somit sind die Karriereaussichten für Recruiter in der Zukunft ausgesprochen gut.

Über die Autorin: Nicola Lehrle
Nicola Lehrle

Nicola Lehrle ist als Redakteurin bei hiral tätig. In ihrer beruflichen Laufbahn mit Schwerpunkt Marketing konnte sie im HR vielerlei Erfahrung sammeln. Ihr Fokus liegt auf Ratgebern und Fachtexten zu unterschiedlichen Themen im Bereich Personal/HR. Nicola möchte mit ihren Texten den Lesern auch komplizierte Sachverhalte möglichst einfach erklären.

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