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Product Owner: Begriff, Aufgaben, Ausbildung, Skills und Gehalt

Nicola Lehrle
Lesezeit: ca. 10 Minuten

Product Owner (POs) sind in agilen Organisationen die Hauptverantwortlichen bei der Entwicklung von Produkten. Sie spielen eine zentrale Rolle im Scrum-Team. POs stellen sicher, dass sich der Produktwert durch die Weiterentwicklung steigert und sie müssen entsprechend die Wertmaximierung in den Maßnahmen des agilen Projektteams priorisieren. Je nach Branche und Umgebung kann der Tätigkeitsbereich eines Scrum Product Owners variieren. Generell lässt sich jedoch sagen, dass POs eine große Verantwortung und wichtige Entscheidungen im gesamten Entwicklungszyklus übernehmen - von der Geschäftsstrategie über das Produktdesign bis hin zum Product Backlog Management. Wir verraten, welche Aufgaben ein PO genau übernimmt, wie man PO werden kann, welche Skills man mitbringen muss, und welches Gehalt man in einer solchen Position verdienen kann.

Wie lautet die Definition für Product Owner?

Der Begriff “Product Owner” kommt aus dem Englischen und bedeutet gemäß Definition auf Deutsch so viel wie Produkteigentümer. Grundsätzlich ist ein Scrum Product Owner für die Wertmaximierung eines Produkts im Entwicklungsprozess zuständig, das von einem Scrum-Entwicklungsteam erstellt wurde. Darüber hinaus ist er für das Product Backlog und das Product Goal verantwortlich. Das bedeutet, er übernimmt im Job die Verantwortung für das Produktdesign, die Geschäftsstrategie, die Marktanalyse, das gesamte Projektmanagement und die Kundenkommunikation. Er ist also ein wichtiger Bestandteil des Scrum-Teams und für den Erfolg eines agilen Scrum-Projekts zuständig. Aus diesem Grund verdienen POs durchaus attraktive Gehälter.

Dabei werden laut Definition im Scrum-Team drei verschiedene Verantwortlichkeiten unterschieden:

  1. Scrum Master,

  2. Softwareentwickler,

  3. Product Owner.

Der PO vertritt in der Praxis meist die fachliche Sicht und agiert als Ansprechpartner für das Entwicklerteam des Scrum-Frameworks. Dabei beurteilt er Entwicklungsfortschritte anhand der Funktionalität und Qualität. Er formuliert Anforderungen, schreibt diese auf und ist für eine stetige Überprüfung, Optimierung und Dokumentation aller fachlichen Entwicklungsprozesse zuständig. Agile Methoden sind für einen guten Product Owner entscheidend, um erfolgreich zu sein.

Im Gegensatz dazu hat der Scrum Master die Aufgabe, sich um methodische Prozesse und Organisation im agilen Scrum-Team zu kümmern. Er hilft dem Team dabei, Scrum umzusetzen und stellt sicher, dass die Anforderungen durch das Scrum-Framework auf dem Weg zum Ziel befolgt werden. 

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Welche Aufgaben übernimmt ein Product Owner?

Product Owner übernehmen eine führende Rolle im Scrum. Wenn man vom Scrum-Prozess spricht, ist damit eine Methode für die agile Softwareentwicklung gemeint. Dabei werden für das Team täglich neue Aufgaben, die sogenannten “Daily Scrums”, formuliert. Wie bei fast allen Modellmethoden wird auch beim Scrum eine möglichst schnelle Bearbeitung des Projekts mit ausgezeichneten Arbeitsergebnissen priorisiert - und genau hier kommt der PO ins Spiel: Er übernimmt die Verantwortungen für nahezu alle Entscheidungen für die Produktentwicklung und das Entwicklerteam.

Dabei muss ein PO seine Entscheidungen stets gegenüber dem Management des Arbeitgebers und seinem Team vertreten und verantworten. Dennoch handelt es sich bei POs nicht um Führungskräfte. Sie agieren in ihrer Rolle als Ansprechpartner für das Development Team, sind aber keine Vorgesetzten. Darüber hinaus sind POs ebenso Ansprechpartner für Kunden und Stakeholder. Sie müssen in der Lage sein, jegliche Interessen aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen und zu vertreten. Dabei übernehmen Sie in Scrum-Projekten vor allem folgende Aufgaben:

Kundenperspektive einnehmen

Product Owner agieren als Stellvertreter der Kunden, der Stakeholder und des Managements. Dabei ist die wichtigste Aufgabe stets die Wertmaximierung, die durch das Team erzielt werden kann. Der Wert kann sowohl durch die Nutzung des kreierten Produkte entstehen als auch durch Prozessverbesserungen und dadurch entstehende Kostensenkungen. Dabei sollten immer die Bedürfnisse der Kunden im Vordergrund stehen, denn wer bedarfsgerechte Lösungen schafft, kann einen enormen Wert beim Kunden und fürs Unternehmen erzielen.

Um Kundenbedürfnisse zu erkennen und zu verstehen, bedarf es einer engen Auseinandersetzungen mit Kunden. Dies kann durch eine Marktanalyse, eine Persona-Beschreibung oder auch Customer Journey Mapping erreicht werden. Darüber hinaus liegt es außerdem in der Verantwortung des POs, in regem Austausch mit den einzelnen Stakeholdern zu stehen. Nur so behalten sie einen guten Überblick über die Wünsche und Forderungen der Stakeholder.

Vision für das Produkt übernehmen

Product Owner müssen im Rahmen ihres Jobs in der Lage sein, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen. Sie legen konkrete Ziele fest und müssen eine gesamte Vision für das Produkt kreieren. Diese Vision und Zielsetzung vertreten sie gegenüber dem Entwicklungsteam, dem Management, Stakeholdern und Kunden.

In der Rolle des POs muss genau vorgebeben werden, was getan werden muss. Wie es getan werden soll, kann das Entwicklungsteam dagegen selbst entscheiden. Außerdem müssen sich PO regelmäßig mit dem gesamten Team über die Produktvision austauschen und die geschäftliche Strategie des Arbeitgebers abstimmen.

Somit ist für eine gute Zusammenarbeit eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit des POs gefragt. Denn eine ebenso wichtige Aufgabe im Job ist es, das Scrum-Team konstant mit wichtigen Informationen und Erkenntnissen über das Produkt zu versorgen.

Er ist verantwortlich dafür, dass Team auf strategischer Ebene zu führen und bei der taktischen Umsetzung einzelner Arbeitspakete zu beraten. Hierzu dienen sogenannte Refinement Meetings. Ansonsten finden nach jedem Sprint Planning regelmäßig Scrum-Meetings mit dem Scrum-Team statt, bei denen wichtiges Know-how sowie jegliche Neuerungen ausgetauscht und besprochen werden.

Die Hauptaufgabe des POs ist es hierbei, trotz eines agilen Teams und dem enorm schnelllebigen Markt immer eine konsequente und einheitliche Vision zu bewahren. Denn nur wenn alle im Team an einem Strang ziehen und dieselbe Vision vor Augen haben, kann das Product Development erfolgreich funktionieren.

Um die Vision des agilen Teams zu stärken, sollte ein guter PO einen Entwicklungsplan für das Product erstellen. Ein solcher Produktplan dient als strategischer Überblick und visualisiert den Entwicklungsprozess über einen bestimmten Zeitraum bis zum Endprodukt. Er kann als strategischer Leitfaden genutzt werden und dient gleichermaßen als Durchführungsplan.

Im Jahr 2020 wurde ein überarbeiteter Scrum Guide veröffentlicht. Dieser formuliert ein konkretes Product Goal. Dabei wird neben der Product Vision auch das Product Development aus unterschiedlichen wirtschaftlichen und fachlichen Perspektiven beschrieben.

Product Backlog pflegen

Eine weitere Aufgabe von Scrum Product Ownern ist die Verwaltung und Pflege des Backlogs. Beim Product Backlog handelt es sich um eine projektspezifische Aufgabenliste des Developer-Teams. 

Der Scrum-PO übernimmt die Pflege des Backlogs mittels von den Stakeholdern priorisierten Product Backlog Items. Grundlage für die Formulierung des Product Backlogs sind immer die Gesamtstrategie sowie die geschäftlich festgelegten Ziele.

Aufgrund von Projektabhängigkeiten legt der Scrum-PO eine feste Entwicklungsreihenfolge fest. Das Backlog ist allerdings dynamisch und wird aufgrund von Veränderungen in der Entwicklung und wechselnder Projektanforderungen ständig aktualisiert.

Damit alle Beteiligten jederzeit gut informiert sind, ist es wichtig, dass der Scrum-PO Stakeholdern, Entwicklern sowie Führungskräften Zugriff auf die Liste des Product Backlogs gewährt. Eine aussagekräftige Beschreibung der Items im Backlog gewährleistet, dass das gesamte Scrum-Team die Liste versteht und auch bearbeiten kann. So werden Product Backlogs immer im Format der User Story geschrieben.  Die aktuell wichtigsten Arbeitspakete nehmen einen hohen Platz auf der Liste der Product-Backlog-Einträge ein.

Eine User Story stellt eine Anforderung dar, die in einem Sprint abgeschlossen werden soll. Die User Story ist aus Sicht des Kunden zu schreiben und dient somit dazu, zu jeder Zeit dessen Sichtweise und Anforderungen im Blick zu behalten.

Fortschritte dokumentieren und präsentieren

Eine weitere Aufgabe des POs besteht darin, Fortschritte zu dokumentieren und zu präsentieren. Das bedeutet, dass am Ende jedes Sprint Plannings die Ergebnisse vorgestellt werden. Alle Involvierten werden informiert, wie es um den Produktentwicklungsprozess steht.

Der PO legt die Hauptthemen des Review Meetings fest und ist dafür verantwortlich, alle Stakeholder einzuladen. Darüber hinaus können alle Teilnehmer die Gelegenheit nutzen, um dem Entwicklerteam Feedback zu geben, Fragen zu stellen und den einzelnen Status von Items aus dem Product Backlog besprechen. In der sogenannten “Demo” müssen POs den Stakeholdern alle neu erstellen Inkremente des Produkts live vorführen und deren Meinung anhören und festhalten. Das Feedback der Stakeholder kann anschließend als Input für das nächste Sprint Planning genutzt werden.

Wie sieht die Ausbildung bzw. Weiterbildung für diese Scrum-Rolle aus?

Es gibt zwei anerkannte Zertifikate für Scrum-POs:

  1. das Certified Scrum Product Owner Zertifikat, kurz CSPO, das von der Scrum Alliance angeboten wird,

  2. und das Professional Scrum Product Owner Zertifikat, kurz PSPO, das von Scrum.org angeboten wird.

Ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen dem Certified Scrum Master, kurz CSM, und dem professional Scrum Master, kurz PSM, liegt auch hier der Unterschied in der Art der Zertifizierung. Um eine CSPO-Zertifizierung zu erhalten, muss sowohl an einer Schulung teilgenommen werden als auch ein anschließender Test bestanden werden. Für eine PSPO-Zertifizierung genügt dagegen ein Test.

Wurde eine der Zertifizierungen erfolgreich bestanden, gibt es weitere Ausbaustufen wie den Advanced Certified Scrum Product Owner, kurz A-CSPO oder den Professional Scrum Product Owner I und II.

Welche Skills sollten Product Owner mitbringen?

Die wesentliche Aufgabe im Job des POs liegt in der Ausbalancierung verschiedener Faktoren. Dabei sollte der PO immer die Kosten und Rentabilität der Produktentwicklung einerseits der Marktfähigkeit und Kundenzufriedenheit andererseits gegenüberstellen.

Außerdem sollte ein PO stets abwägen, wie leistungsfähig das agile Scrum-Team ist und ob die Erwartungen und Wünsche der Stakeholder erfüllbar sind. Für diese Aufgabe ist es wichtig, dass er eine Balance zwischen diesen oftmals gegensätzlichen Aspekten finden. Um dies zu können, muss die Person in der Rolle des POs sehr vielschichtig denken und handeln. Ähnlich wie ein Projektmanager, sollten Scrum-POs folgende Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen:

  • Erfahrung in der Anwendung von Methoden der Risikoanalyse,

  • Kenntnisse in der Rentabilitätsberechnung,

  • ein ausgeprägtes Risiko-Nutzen-Management,

  • gute Kenntnisse im Management des Product Backlogs,

  • sicheres Auftreten und Verhandlungsgeschick,

  • exzellente Kommunikationsfähigkeit,

  • gutes Gespür im Umgang mit Personen,

  • Innovationsstärke.

Wie hoch ist das Gehalt für Product Owner?

Je nach Ausbildung und Studium kann das Gehalt für eine Position als PO ganz unterschiedlich hoch ausfallen. Darüber hinaus entscheiden vor allem folgende Faktoren über die Bemessung des durchschnittlichen Gehalts, das sich im Job verdienen lässt:

  • die Unternehmensgröße,

  • die Branche, in der man tätig ist,

  • der Unternehmensstandort.

Grundsätzlich können Kandidaten mit einem Bachelor-Abschluss mit einem Einstiegsgehalt zwischen 39.000 und 47.000 Euro pro Jahr rechnen. Wer dagegen einen Master-Abschluss vorweisen kann und bereits Berufserfahrung als Product Manager oder im Produktmanagement mitbringt, verdient meist direkt ein jährliches Gehalt zwischen 43.000 und 52.000 Euro brutto. Mit mehrjähriger Berufserfahrung kann ein Gehalt zwischen 50.000 und 60.000 Euro im Jahr verdient werden.

Ein wichtiger Einflussfaktor für das Gehalt, dass man im Job als PO verdienen kann, ist die Größe des Arbeitgebers. Denn in großen Unternehmen sind POs meist für mehrere Produktentwicklungen gleichzeitig zuständig, was mit einem hohen Maß an Verantwortung einhergeht und mit entsprechenden Gehältern vergütet wird. Bei mittelständischen Unternehmen und Konzernen können sie mit einem jährlichen Gehalt von ca. 55.000 Euro rechnen. In Startups und kleineren Unternehmen verdienen POs dagegen meist ein Gehalt von durchschnittlich 45.000 Euro pro Jahr.

Ebenso entscheidend für die Bemessung des Gehalts ist die Branche. Während Product Owner im Handel mit einem Einstiegsgehalt von ungefähr 45.000 Euro rechnen können, verdienen sie im Versicherungswesen und der ITK-Branche ein durchschnittliches Gehalt von 50.000 Euro im Jahr.

Das höchste Gehalt wird aber meist in der Automobilbranche gezahlt. Hier kannst du mit einem jährlichen Gehalt zwischen 48.000 und 58.000 Euro rechnen.

Darüber hinaus kann sich auch der Standort des Unternehmens darauf auswirken, wie hoch das Gehalt ausfällt. Während im Osten Deutschlands wie etwa in Sachsen-Anhalt meist eher geringe Gehälter verdient werden, liegt das Gehalt in Baden-Württemberg und Bayern meist deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt.

Über die Autorin: Nicola Lehrle
Nicola Lehrle

Nicola Lehrle ist als Redakteurin bei hiral tätig. In ihrer beruflichen Laufbahn mit Schwerpunkt Marketing konnte sie im HR vielerlei Erfahrung sammeln. Ihr Fokus liegt auf Ratgebern und Fachtexten zu unterschiedlichen Themen im Bereich Personal/HR. Nicola möchte mit ihren Texten den Lesern auch komplizierte Sachverhalte möglichst einfach erklären.

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