Interim Manager: Begriff, Aufgaben, Skills, Kosten und rechtliche Aspekte
Unternehmen, die zusätzliche fachliche Expertise brauchen, oder die kurzfristig über nicht genügend Kapazitäten verfügen, können auf einen Interim Manager zurückgreifen. Dieser bringt jahrelange Berufserfahrung sowie branchenrelevantes Fachwissen mit. Zusätzlich dazu bringt der Einsatz von Interim-Managern neue Kontakte, andere Perspektiven und somit frischen Wind in Unternehmen. Vor allem in Krisensituationen, bei neuen Herausforderungen oder zeitlichen und personellen Engpässen gilt Interim Management als mögliche Lösung. Wir erklären, welche Skills im Management auf Zeit gefragt sind, welche Aufgaben anfallen und welche Kosten entstehen. Darüber hinaus informieren wir über die rechtlichen Aspekte, die dabei beachtet werden müssen.
Was wird unter Interim Management verstanden?
Wenn man vom Interim Management spricht, ist damit die Beschäftigung eines selbstständig tätigen Interim Managers gemeint. Dieser übernimmt für einen bestimmten Zeitraum unternehmerische Verantwortung in einer Firma. Er wird quasi als Manager auf Zeit eingestellt, der direkt in einer Führungsposition in der ersten oder zweiten Ebene im Unternehmen tätig ist.
Interimsmanager werden in verschiedenen Aufgabengebieten und Situationen eingesetzt. Meistens jedoch bei der Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen, bei der Gründung, Übernahme oder Veräußerung von Firmen, für ein zeitliche begrenztes Projekt oder einfach zur Überbrückung beim Ausfall einer Führungskraft oder unvorhersehbaren Vakanzen.
Manager auf Zeit werden in der Regel durch Interim Management Provider zur Verfügung gestellt. Manchmal kann die Zusammenarbeit aber auch durch direkten Kontakt oder ein gutes Netzwerk und Empfehlungen zustande kommen. Manager für Interim Projekte müssen Experten auf ihrem Gebiet sein und langjährige Erfahrung mitbringen. Sie treffen Entscheidungen als Führungskraft und übernehmen die gesamte Verantwortung für das Betriebsgeschehen. Somit entscheidet ihre Arbeit über den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg einer Firma.
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Welche Aufgaben übernimmt ein Interim Manager?
In den meisten Fällen setzen deutsche Unternehmen Interim Manager im Krisenmanagement ein. Das heißt: Bei schlechten Unternehmenszahlen, bei der Umstrukturierung von Firmenabläufen oder der Entlassung von Mitarbeitern und der Abwicklung und Schließung eines Betriebs. Weitere Einsatzbereiche sind die Überbrückung von personellen Ausfällen, die Beratung oder die Projektarbeit. Dabei übernehmen Manager im Change-Management folgende Aufgaben:
Die Konzeption und Umsetzung von Um- und Restrukturierungen,
die Durchführung von Betriebsübernahmen,
die Erstellung von Sanierungsplänen,
die Einführung von neuen Systemen,
die Rationalisierung von Unternehmen,
die Optimierung der Supply Chain,
alle anfallen Aufgaben eines bestimmten Interim Projekts,
Begleitung Change-Management,
die Beratung und Unterstützung der Geschäftsleitung,
die Abwicklung und Schließung von Betrieben.
Welche Skills sind wichtig für den Beruf?
Um alle Aufgaben gut zu bewältigen, müssen Interim Manager entsprechendes Know-How haben. Sie sind praxiserprobte Experten auf ihrem Gebiet und bringen meist jahrelange Berufserfahrung mit. Fachkenntnisse und einschlägige Branchenerfahrung sind im Interim Management unerlässlich. Deshalb können die meisten Interimsmanager eine lange Laufbahn als Führungskraft vorweisen und sind bereits im mittleren oder höheren Alter. Sie sind darauf spezialisiert ihre Aufgabe selbstsicher und zielorientiert durchzuführen und ihren Auftrag erfolgreich zu beenden. Für die meisten Interim Projekte sind vor allem folgende Skills notwendig:
Durchhaltevermögen,
hohes Verantwortungsbewusstsein,
Flexibilität, um sich schnell in neue Situationen einzufinden,
Reisebereitschaft, um an jedem Einsatzort verfügbar zu sein,
Führungsqualitäten,
Unabhängigkeit, selbstständiges Denken und strategisches Handeln,
Fachkenntnisse und Erfahrung,
Überzeugungsfähigkeit,
ergebnisorientiertes Arbeiten und Effizienz.
Wie sieht die Ausbildung zum Interim Manager aus?
Ein Interim Manager überzeugt vor allem durch berufliche Erfolge und einschlägige Expertise. Somit ist keine spezielle Ausbildung notwendig, um sich für den Beruf zu qualifizieren. Auch der Begriff “Interim Manager” ist nicht geschützt. Somit kann sich grundsätzlich jede Person, die entsprechende Führungsqualitäten und ausreichend Erfahrung mitbringt, zum Thema selbstständig machen.
Die meisten Firmen achten vor allem auf Leitungserfahrung in der ersten oder zweiten Führungsebene und langjährige Berufserfahrung in der Branche. Der berufliche Werdegang ist somit deutlich entscheidender als ein spezielles Studium. Somit werden diese Unternehmensberater meist erst dann eingestellt, wenn sie mindestens 10 Jahre Berufserfahrung mitbringen und im Idealfall schon als Freelancer im Interim Management tätig waren.
Die Interessensvertretung für Interim Manager in Deutschland ist die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V., kurz DDIM. Für Interim Provider gibt es den Arbeitskreis der Interim Management Provider, kurz AIMP.
Wer vermittelt Interim Manager?
Bei Interim Management Providern handelt es sich um Personalvermittlungen, die Unternehmen Interimsmanager vermitteln. Diese Personalberater haben sich ausschließlich auf die Suche und den Einsatz von Interim Managern spezialisiert. Sie führen ein großes Portfolio an Freiberuflern, die einer Vorauswahl und Datenanalyse unterzogen werden. Dabei werden sowohl die personenbezogenen Daten als auch die Laufbahn und die Branchenkenntnisse der Kandidaten überprüft.
Anschließend gleichen die Personalvermittler alle Profildaten mit der Suche des jeweiligen Unternehmens ab und können so schnell einen passenden Interim Manager identifizieren. Anschließend wird das Profil eines oder mehrerer Freelancers der Firma vorgestellt und sobald diese den geeigneten Kandidaten ausgewählt hat, wird ein Projektvertrag unterzeichnet.
In manchen Fällen machen sich Firmen auch selbstständig auf die Suche nach einem passenden Interim Manager oder nutzen ihr berufliches Netzwerk, um einen geeigneten Kandidaten zu finden, der das anfallende Tagesgeschäft übernehmen kann.
Wie lange bleiben die Manager auf Zeit in Unternehmen?
In der Regel wird das Management auf Zeit für einen Zeitraum von 3 bis 18 Monaten genutzt. Somit ist der externe Projektmanager nicht allzu lange im Unternehmen tätig. Die meisten Vermittlungsagenturen haben festgelegte Maximalzeiträume und vermitteln Interim Manager nur bis zu 12 oder 24 Monate. Eine genaue gesetzliche Regelung gibt es hierfür aber nicht.
In welchen Branchen und Unternehmen arbeiten Interim Manager?
Ein Interim Manager kann in nahezu allen Funktionsbereichen und Branchen eingesetzt werden. Trotzdem gibt es nach wie vor Unternehmensgruppen, die vermehrt auf Interimsmanager setzen. Dabei handelt es sich unter anderem um folgende Branchen:
Telekommunikation,
Maschinen- und Anlagenbau,
Automotive,
IT,
Medien,
Energiewirtschaft,
Entertainment.
Was vor wenigen Jahren noch äußerst selten war, ist heute auch im Mittelstand und kleineren Unternehmen angekommen. Interimsmanager werden mittlerweile nicht nur im Krisenmanagement eingesetzt, sondern auch vermehrt für andere Einsatzbereiche beauftragt. Sie sind also nicht länger nur Helfer für “Dirty Jobs” oder “die Feuerwehr”, wenn es brennt, sondern helfen auch bei Projektarbeiten und Spezialthemen aus. Auch der vermehrte Mangel an qualifizierten Fachkräften in vielen Branchen führt dazu, dass Interimsmanager immer häufiger als Puffer eingesetzt werden, bis offene Stellen erfolgreich besetzt werden können.
Wie hoch sind die Kosten für Interim Management?
Auf Grund der hohen Verantwortung fällt das Gehalt eines Interim Managers meist hoch aus. Je nach Aufgabe, Verantwortung und Umfang kann der Stunden- oder Tagessatz aber komplett unterschiedlich ausfallen. Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Honorarberechnung ist die bisherige Erfahrung des Interim Managers.
Grundsätzlich liegt das Gehaltsspektrum von Interim Managern bei ca. 90.000 Euro brutto pro Jahr für Einsteiger und bei 180.000 Euro brutto für Manager mit langjähriger Erfahrung auf dem Gebiet.
Dabei kann man grundsätzlich von folgender Faustregel ausgehen: In der Regel liegt der Tagessatz bei ca. einem Prozent des Jahresgehalts der Position. Somit liegt dieser im Schnitt zwischen 950 Euro und 1.100 Euro netto. Wenn man davon ausgeht, dass ein normaler Arbeitstag ca. 8 Stunden hat, macht das einen Stundensatz von ca. 125 Euro netto.
Welche rechtlichen Risiken sollten bedacht werden?
Einer der größten Risiken bei der Beschäftigung eines Interim Managers ist die Problematik der Scheinselbstständigkeit. Denn grundsätzlich gilt ein Freiberufler, der nur einen Auftraggeber hat, schnell als “scheinselbstständig”. Hinzu kommt, dass ein Unternehmen, welches einen Interim Manager dazu verpflichtet, seine Leistungen als Unternehmensvertreter zu erbringen, vergleichbar mit einem Arbeitgeber agiert. Dies kann ein Indiz für eine abhängige Beschäftigung sein.
Die Vorgabe von festen Arbeitszeiten, fixen Dienstplänen und zeitlichen Vorgaben ist im Interim Management also tabu und ein klares Indiz für eine Festanstellung. Somit sollten Firmen immer darauf achten, dass der Interim Manager im Tagesgeschäft eine freie Zeiteinteilung und eine selbstständige Arbeitsweise beibehält. Außerdem kann es hilfreich sein, wenn der Interim Manager zeitgleich für mehrere Firmen tätig ist, oder zumindest andere kleine Projekte nebenbei betreut.
Des Weiteren kann es zu Problemen bei der Einordnung der Vertragsverhältnisse kommen. Gerade bei Arbeitnehmerüberlassungen müssen Unternehmen deshalb immer genau darauf achten, ob die AGBs und Verträge den gesetzlichen Verordnungen entsprechen. Deshalb sollten Vereinbarungen vor der Unterzeichnung ausführlich geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.