Informatiker: Begriff, Aufgaben, Anforderungen, Ausbildung, Branchen, Gehalt und Berufsperspektiven
Die branchenübergreifende Digitalisierung lässt die Nachfrage nach Informatikern stetig steigen. IT-Fachkräfte gestalten den Wandel intensiv mit, indem sie Programme entwickeln, Software implementieren und Lösungen für IT-Systeme entwerfen. Zudem ist ihr Berufsalltag geprägt von der Arbeit in übergreifenden Teams und dem Austausch mit internen und externen Kunden. Vielen sind die unterschiedlichen Facetten dieses Berufs nicht bekannt und man denkt an introvertierte Einzelgänger, die ausschließlich vor dem Computer sitzen. Dieser Artikel soll die Anforderungen, den Bildungsweg über Ausbildung oder Studium und die Tätigkeitsbereiche von Softwareingenieuren, Fachinformatikern und Entwicklern näher beschreiben, um zu zeigen, dass die herkömmliche Vorstellung eines Informatikers längst überholt ist. Darüber hinaus wird über Gehalt und Entwicklungsmöglichkeiten im Job informiert.
Begriff und Berufsbild des Informatikers
Informatik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die Technik, Wissenschaft und Anwendung der systematischen Verarbeitung von Informationen vereint. Sie basiert auf der Mathematik sowie der Elektrotechnik und ist ein eigener etablierter Wirtschaftszweig. Im IT-Bereich geht es hauptsächlich um die automatische Datenverarbeitung mithilfe von Computern oder Großrechnern. Die Informatik lässt sich in drei große Teilbereiche gliedern: theoretische, technische und praktische Informatik.
Das Berufsbild ist vielseitig und reicht von der Programmierung über die Installation von Software und Hardware bis hin zur Erschaffung einer IT-Infrastruktur. Die Spezialisierungen im Bereich Informatik sind nahezu unendlich, und stetig kommen neue Richtungen dazu. In der Regel gibt die gewählte Ausbildung den genauen Schwerpunkt für das Berufsbild Informatiker vor. Einige Fachkräfte spezialisieren sich nach dem Bachelor oder Master auf einen Bereich.
Anders als häufig medial suggeriert wird der Arbeitsalltag eines Informatikers nicht nur von der Arbeit am PC geprägt. In modernen Unternehmen sind sie Bestandteil übergreifender Teams. Als Consultant können sie darüber hinaus auch viel Kundenkontakt haben.
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Aufgabenspektrum für Informatiker
Je nach Spezialisierung gestalten sich die Aufgaben im Job sehr unterschiedlich. Generell lässt sich sagen, dass die Softwareentwicklung und die Architektur von Hard- und Software zu den Hauptaufgaben zählen. Auch die Beratung von Kunden im Bereich IT oder der Verkauf von IT-Lösungen kann Teil der Arbeit sein. Darüber hinaus können Informatiker folgende Aufgaben übernehmen:
Aufbau und Konzeption von Netzwerken und IT-Infrastrukturen,
Entwicklung von Soft- und Hardware,
Systemadministration,
Webentwicklung und Frontend-Entwicklung,
Backend-Entwicklung,
Bug Fixing,
Aufbau von IT-Sicherheitsmechanismen und -strukturen,
Beratung von Privatpersonen und Unternehmen bzgl. Informationstechnologie,
Schulung von Mitarbeitern und Kunden,
Forschungsarbeiten im Bereich Informatik.
Anforderungen in der Informatik
Die Branche befindet sich im Wandel. Es reicht längst nicht mehr aus, nur gut programmieren zu können, um nach der Ausbildung als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung oder Systemintegration erfolgreich zu sein und ein gutes Gehalt zu erzielen. Auch in diesem Berufsfeld erwarten Arbeitgeber, dass geeignete Kandidaten weitere wichtige Hard- und Soft Skills vorweisen können.
Soft Skills
Zu den wichtigsten Soft Skills von Fachinformatikern gehören Teamfähigkeit und eine hohe Belastbarkeit. Der Beruf ist gefragt wie nie und Entwicklungsabteilungen sind häufig unterbesetzt. Daher brauchen Fachkräfte auch gute organisatorische Fähigkeiten und Kommunikationsgeschick.
Wenn es um IT-Sicherheit und verwandte Bereiche geht, suchen Unternehmen nach Menschen mit hohem Verantwortungsbewusstsein. Oft arbeiten Fachkräfte mit personenbezogenen Daten, bei denen höchste Sorgfalt gefordert wird.
Zuletzt sind eine schnelle Auffassungsgabe und ausreichend Geduld, insbesondere im Bereich der Softwareentwicklung, Grundvoraussetzungen für Informatik-Fachkräfte. In ihrem Arbeitsalltag stoßen Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung oder Systemintegration immer wieder auf komplexe Herausforderungen oder schwer zu durchschauende Fehler im Code, die es zu lösen gilt.
Hard Skills
Zu den benötigten Hard Skills zählt im Allgemeinen ein sehr gutes technisches und logisches Verständnis; Zudem ein natürliches Interesse an Computern und Software. Schon während des Studiums oder der Ausbildung verfolgen engagierte Informatiker die neusten Trends der Branche und bilden sich selbstständig weiter.
Neben dem grundlegenden Interesse am Fachgebiet ist Englisch eine wichtige Voraussetzung, um in der Softwareentwicklung den Überblick zu behalten. Alle bedeutenden Programmiersprachen wie Java, C++, Go, Python, Javascript oder CSS sind auf Englisch dokumentiert, und auch in Hilfsforen wird auf Englisch diskutiert. Programmierung ist generell eher international ausgelegt, weshalb Fremdsprachenkenntnisse für die Kommunikation unerlässlich sind.
Grundsätzlich kommt es auf den genauen Arbeitsbereich ein, ob ein abgeschlossenes Studium oder eine Ausbildung vorausgesetzt werden. Dies nimmt auch Einfluss auf das Gehalt, das Fachinformatiker im Beruf verdienen.
Ausbildung und Weiterbildung zum Informatiker
Die größten Freiheiten innerhalb der Branche haben Fachkräfte mit einem abgeschlossenem Informatikstudium. Studiengänge im IT-Bereich können viele unterschiedliche Bezeichnungen haben, zum Beispiel Wirtschaftsinformatik, Data Science, Software Engineering oder Angewandte Informatik. In der Regelstudienzeit dauert das Studium drei Jahre und wird mit einem Bachelor of Science abgeschlossen. Anschließend können sich Nachwuchskräfte dafür entscheiden, nach dem Bachelor einen Master zu machen, der weitere Spezialisierungen erlaubt und das potenzielle Einstiegsgehalt im Job noch einmal verbessert.
Der Berufseinstieg gelingt den meisten Bachelor-Absolventen auch ohne Master-Studium, da Informatiker mit Bachelor-Abschluss flächendeckend stark nachgefragt werden und entsprechende Einstiegsgehälter verdienen. Ein Master-Abschluss qualifiziert in den meisten Fällen jedoch für leitende Positionen, z. B. als Entwicklungsleiter, CIO oder Head of Engineering sowie Stellen in Forschung und Wissenschaft.
Zunehmend beliebt ist zudem ein duales Studium, bei dem Ausbildung und Studiengang zeitgleich durchlaufen werden und das mit zwei Abschlüssen beendet wird. Der Vorteil hier besteht darin, dass bereits während der Ausbildungszeit Berufserfahrung gesammelt wird.
An einer Berufsschule oder -akademie besteht die Möglichkeit, eine Ausbildung zum staatlich geprüften Informatiker zu machen. Darüber hinaus gibt es die dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration oder Anwendungsentwicklung und zum Informatikkaufmann. Die Ausbildungen werden dual, das heißt sowohl schulisch als auch in einem Betrieb, absolviert. Während der Ausbildung als Fachinformatiker findet die praktische Ausbildung im Unternehmen statt, während man die schulische Ausbildung für den Job des Fachinformatikers in der Berufsschule durchläuft.
Ob Studium oder Ausbildung, die beruflichen Zukunftsaussichten und Perspektiven im Hinblick auf das Gehalt und die Weiterentwicklungschancen in der IT-Branche sind sehr gut. Jedoch entscheidet der eingeschlagene Bildungsweg häufig über die tatsächliche Höhe des Gehalts, welches bei Bewerbern mit beruflicher Ausbildung eher geringer ausfällt. Ein besseres Einstiegsgehalt verdienen in der Regel Hochschulabsolventen, da sie sich während ihrer akademischen Ausbildung mit höherem Anspruch lernen und ein fundierteres und tieferes Wissensspektrum aneignen. Dafür bietet eine Ausbildung die Möglichkeit, bereits vor dem Abschluss ein Gehalt zu erzielen.
Zuletzt finden sich aufgrund des großen Fachkräftemangels immer mehr Quereinsteiger im IT-Bereich. Laut der KOFA-Studie 2020 gehen acht Prozent der Informatik-Fachkräfte ihrem Job ohne fachliche Ausbildung nach. Dies ist eine außerordentliche Offenheit gegenüber dem Quereinstieg von Nachwuchstalenten ohne entsprechende Berufsausbildung, die es in anderen Branchen so nicht gibt.
Grund hierfür ist auch, dass die akademische Ausbildung mit den Entwicklungen im Bereich Software kaum Schritt halten kann. Engagierte Praktiker können deshalb gegenüber gut ausgebildeten IT-Experten sogar im Vorteil sein und mitunter auch ein besseres Gehalt verdienen.
Für Quereinsteiger oder ausgebildete Fachkräfte, die vertiefte Kenntnisse erwerben wollen, gibt es zahlreiche Fortbildungsangebote. So ist es möglich, Programmiersprachen autonom mithilfe von Online-Kursen zu lernen. Doch auch offizielle Weiterbildungsinstitute wie das Institut für Berufliche Bildung (IBB) bieten verschiedene Lehrgänge und Fortbildungen an, die anschließend mit einem Zertifikat belegbar sind. Auch hier, ohne den Berufsweg über Ausbildung mit Berufsschule oder Studiengang, ist das zu erwartende Gehalt durchaus beachtlich.
Spezialisierungen für IT-Experten
Bereits im Studium der Informatik können besondere Spezialisierungen gewählt werden. Da die Anforderungen an die einzelnen Bereiche im IT-Wesen immer größer werden, kann es seit langem nicht mehr einen Fachinformatiker für alles geben. Für das Berufsbild des Fachinformatikers bedeutet das eine Aufsplitterung in einzelne Teilbereiche, die jedoch viele Überschneidungspunkte aufweisen. Mögliche Richtungen sind:
Bioinformatik,
Data Science,
Informationssicherheit/IT-Sicherheit,
IT-Controlling,
Visual Computing,
Systemintegration,
Medieninformatik,
Kommunikationstechnik,
Systemadministration,
Webentwicklung.
Branchen für IT-Spezialisten
Heute kommt kaum eine Branche mehr ohne qualifizierte IT-Fachkräfte aus. Vertreter der verschiedenen Informatik-Fachrichtungen sind in allen Wirtschaftszweigen zu finden. Viele Stellenangebote werden für Firmen ausgeschrieben, die auf die Erbringung von IT-Lösungen sowie die Entwicklung, Wartung und Pflege von IT-Systemen spezialisiert sind.
Doch IT-Berufe gibt es auch in Unternehmensberatungen sowie im Handel oder eCommerce. Auch in Ämtern, Ministerien, in der Automobilbranche, bei der Bundeswehr oder im Maschinenbau können Fachinformatiker und andere IT-Spezialisten tätig werden, denn kaum ein Arbeitgeber kommt heutzutage ohne eigene IT-Abteilung aus. Zuletzt sind auch die Architekturbranche und diverse Finanzdienstleister beliebte Arbeitgeber. Viele Fachkräfte gründen zudem eigene Unternehmen bzw. Agenturen oder arbeiten freiberuflich, zum Beispiel als selbstständige Programmierer.
In den genannten Branchen können IT-Experten eine Vielzahl unterschiedlicher Berufe, verbunden mit unterschiedlichen Aufgaben, ausführen. Sie erstellen, installieren, erforschen oder betreuen Software-Lösungen und IT-Systeme. Im Folgenden sollen einige Berufe aufgeführt werden, die in den verschiedensten Branchen ausgeübt werden können:
IT-Manager,
IT-Security-Spezialist,
IT-Berater/-Consultant (zum Beispiel SAP-Berater),
IT-Entwickler (hierzu zählen unter anderem Anwendungsentwickler, Softwareentwickler, Java-Entwickler, SAP-Entwickler oder Webentwickler),
IT-Supporter.
Zudem können vor allem Informatik-Fachkräfte mit einem Studium in Wirtschaftsinformatik, leitende Positionen einnehmen. Sie sind dann Teil der Projektleitung oder können zum CTO (Chief Technology Officer) oder ggf. zum Chief Digital Officer aufsteigen.
Gehälter für den Beruf Informatiker
Die Gehälter für Informatiker schwanken stark, je nach genauer Spezialisierung, Größe des Unternehmens und Standort. Laut Angaben von Stepstone liegt das durchschnittliche jährliche Gehalt eines Informatikers in Deutschland bei 55.440 Euro brutto. Das Online-Magazin academics hingegen beruft sich auf den Entgeltatlas der Arbeitsagentur und gibt an, dass Informatiker mit Hochschulabschluss über alle Wirtschaftszweige hinweg ein jährliches Gehalt von ca. 68.000 Euro brutto verdienen.
Um das Gehalt für eine bestimmte Fachrichtung etwas genauer zu ermitteln, empfiehlt es sich, Brutto-Netto-Rechner hinzuzuziehen, die die durchschnittlichen Verdienste für bestimmte Spezialisierungen wie die Fachrichtung Anwendungsentwicklung oder die Fachrichtung Systemintegration kalkulieren.
Ähnlich wie in nahezu allen anderen Berufen, steigt das durchschnittliche Gehalt mit der Berufserfahrung. Das Einstiegsgehalt von Informatikern liegt bei rund 47.300 Euro brutto jährlich. Die Einstiegsgehälter variieren je nach Spezialisierung, Ausbildung, Aufgabe und Wirtschaftszweig des Arbeitgebers.
Hinzu kommt bei der bereits erwähnte Standortfaktor, der sich ebenfalls auf das durchschnittliche Jahresgehalt auswirkt. In den alten Bundesländern verdienen Fachkräfte um rund 13 Prozent mehr Gehalt als in den neuen. Selbst in der Landeshauptstadt Berlin sind die Gehälter deutlich niedriger als in westlichen Großstädten.
Mit die besten Gehälter erzielen IT-Berater, -Projektleiter und Softwareingenieure. Die Unterschiede der Gehälter in den einzelnen Fachbereichen können jedoch so erheblich sein, dass in bestimmten Fällen Programmierer deutlich mehr verdienen können als Berater.
Perspektiven für den Beruf
Der Hays-Fachkräfteindex gibt im ersten Quartal von 2022 eine deutliche Zunahme der Nachfrage von Fachkräften an. Die schnell voranschreitende Digitalisierung treibt die massive Nachfrage nach wie vor voran, sodass es auf dem Arbeitsmarkt eine Vielzahl von freien Stellen und freien Ausbildungsplätzen, etwa als Fachinformatiker Anwendungsentwicklung, IT-System-Kaufmann oder Fachinformatiker Systemintegration, gibt. Auch globale Krisen wie Corona oder der Ukraine-Krieg konnten an dieser Entwicklung bislang nichts ändern. Die Zukunftsaussichten für diesen Beruf sind durchaus positiv.
Zudem zeigt der Index, dass die größte Nachfrage momentan unter den IT-Security-Spezialisten herrscht. Grund hierfür ist die zunehmende Globalisierung und immer stärkere interne und externe Vernetzung, die zu neuen Sicherheitsrisiken führt. Persönliche Daten sind ein extrem angreifbares Gut, mit dem in der IT-Branche gehandelt wird. Experten für diesen Bereich sind daher in vielen Unternehmen gefragte Arbeitskräfte, deren Aufgaben mit einem attraktiven Gehalt vergütet werden.
Eine unterdurchschnittliche Nachfrage gab es im Bereich der Web-Entwicklung. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass es immer mehr Anbieter für Erstellung von Websites und Web-Anwendungen nach Baukasten-Prinzip gibt.
Mit Blick auf die Branchen stieg die Nachfrage nach IT-Fachkräften bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern am stärksten an. Darauf folgt die IT-Branche.
Die Chancen für angehende Informatiker stehen demnach sehr gut. Wer ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, ist auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt und wird es auch in den nächsten Jahren bleiben. Dies sorgt für gute Einstiegsgehälter, die Nachwuchskräfte auf dem Arbeitsmarkt erwarten können.
Entwicklungschancen für das Berufsbild
Die Karriereaussichten für Absolventen eines Studiums oder einer Ausbildung Fachinformatiker sind hervorragend. Allerdings ist die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen eine wesentliche Voraussetzung, um dauerhaft erfolgreich zu sein und die Höhe des Verdienstes im Vergleich zum Einstiegsgehalt zu steigern. In kaum einem Bereich sind Änderungen und Weiterentwicklungen so schnell und so häufig anzutreffen wie in der Informatikbranche. Regelmäßige Weiterbildungen und das genaue Verfolgen von Trends sind daher unerlässlich, um im Beruf dauerhaft erfolgreich zu sein und ein dauerhaft hohes IT-Gehalt zu erzielen.
Wer jedoch auch nach dem Abschluss der Fachinformatiker-Ausbildung, des Bachelors oder des Masters dazu bereit ist, sich immer weiter zu entwickeln, kann sich über interessante Angebote an Informatiker-Jobs freuen und bekommt vom Arbeitgeber häufig schnell mehr Verantwortung übertragen.
Quellen:
https://www.kofa.de/media/Publikationen/Studien/IT-Fachkraefte_2020_04.pdf
https://www.ibb.com/weiterbildung/it-edv-und-informatik
https://www.stepstone.de/gehalt/Informatiker-in.html
https://www.academics.de/ratgeber/informatiker-gehalt
https://www.hays.de/personaldienstleistung-aktuell/fachkraefte-index-information-technology