Cultural Fit

Cultural Fit: Definition, Bedeutung und Beurteilung

Stefanie Aust
Lesezeit: ca. 9 Minuten

Der Begriff des Cultural Fit gewinnt im Recruiting zunehmend an Bedeutung. Er bezeichnet die kulturelle Übereinstimmung zwischen Unternehmen und Bewerbern, wenn es um Wertvorstellungen und Handlungsweisen geht. Ob ein Kandidat zur Unternehmenskultur passt, übt einen maßgeblichen Einfluss auf die Motivation und Leistung des Arbeitnehmers und somit auf den Erfolg der Zusammenarbeit aus. Daher nimmt die kulturelle Übereinstimmung im Employer Branding eine wichtige Rolle ein. Ein hoher Cultural Fit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Personalbeschaffung, der Mitarbeiterbindung und der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und -nehmer.

Wie ist die Definition von Cultural Fit?

Der Cultural Fit, ins Deutsche als “kulturelle Passung” übersetzbar, beschreibt die Übereinstimmung von Werten und Vorstellungen zwischen Unternehmen und Bewerbern. Im Fokus hierbei stehen die Unternehmenskultur und -strategie. Das bedeutet, dass Kandidat und Arbeitgeber zueinander passende Wertvorstellungen aufweisen und der Bewerber sich somit auch im Hinblick auf Kultur und Handlungsweisen in ein Unternehmen einfügt.

Der Begriff entstammt der Personalpsychologie und ist im Recruiting von Bedeutung, um passende Kandidaten zu identifizieren, die nicht nur aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation und Hard Skills geeignet sind, sondern auch im Hinblick auf ihre Persönlichkeit und Vorstellungen. Zur Ermittlung der kulturellen Passung gibt es mittlerweile Cultural Fit Tests, die sich bereits im Vorfeld eines Bewerbungsgesprächs durchführen lassen. Dadurch können Recruiter herausfinden, ob die Unternehmenswerte von Kandidaten geteilt werden.

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Wie lässt sich die Unternehmenskultur in einer Firma messen?

Damit Arbeitgeber den Cultural Fit im Bewerbungsgespräch oder Einstellungsprozess messen können, müssen sie zunächst die Unternehmenskultur bestimmen. Eine gängige Vorgehensweise hierfür ist das Eisbergmodell. Es umschreibt sowohl offensichtliche als auch versteckte Faktoren, die die Unternehmenskultur beeinflussen und prägen.

Die sichtbare Sachebene

  • Ziele und Visionen

  • Unternehmenswerte und gelebte Normen

  • Ethische Ausrichtung

  • Feste, schriftliche Regeln und Anweisungen

  • Strategien, Organisationsstrukturen und Prozesse

  • Darstellung nach außen

Die unsichtbare Beziehungsebene

  • Traditionen

  • Hierarchien

  • Verhaltensweisen

  • Führungsstil

  • Kommunikation

  • Wertschätzung

  • Feedbackkultur

  • Glaubenssätze

  • Unausgesprochene Regeln

  • Bedürfnisse und Emotionen

  • Erwartungen

Welche Bedeutung hat Cultural Fit für das Recruiting aus Unternehmenssicht?

Bewerber achten bei der Jobsuche in der heutigen Zeit verstärkt auf die sogenannten weichen Faktoren. Dazu gehört die Firmen- und Arbeitskultur eines Unternehmens, die sich aus der Unternehmensphilosophie, aus der Vision und den konkreten Zielen ergibt. Umfragen haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der Bewerber den Cultural Fit bei der Jobsuche im Blick hat und die Unternehmenswerte einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber ausüben.

Für Personalverantwortliche bedeutet das, bereits bei der Arbeitgebermarke, dem sogenannten Employer Branding, Aspekte wie Werte, Verhaltensmuster, Betriebsklima und Normen des Unternehmens mit einfließen zu lassen und diese bei der Kommunikation auf dem Bewerbermarkt und im gesamten Recruiting-Prozess mit zu berücksichtigen. Auf diese Weise wird eine größere Sicherheit bei der Kandidatensuche erzielt und Fehlbesetzungen werden vermieden.

Was bedeutet Cultural Fit aus Bewerbersicht?

Nicht nur für Unternehmen, auch für Kandidaten, die sich auf eine Stelle bewerben, hat es positive Auswirkungen, den Cultural Fit im Blick zu behalten. Ist die Übereinstimmung von Unternehmenskultur und Werten des Bewerbers hoch, übt dies einen durchaus signifikanten Einfluss auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit aus.

Mitarbeiter, die sich mit ihrem Unternehmen identifizieren können und ähnliche Werte haben, sind nachweislich zufriedener im Job und fühlen sich am Arbeitsplatz wohl. Dies verbessert die Arbeitsatmosphäre. Dazu erhalten sie mehr Anerkennung und Wertschätzung durch den Arbeitgeber und profitieren von der Gelegenheit, sich selbst zu verwirklichen und eigene Vorstellungen sowie Ideen in ihre Arbeit einzubringen. Studien belegen: Wer einen Beruf ausübt, den er als sinnvoll erachtet, ist glücklicher - auch außerhalb des Arbeitslebens.

Wie finden Unternehmen und Kandidaten im Bewerbungsprozess heraus, ob sie zueinander passen?

Um zu eruieren, ob Unternehmen und Kandidat zueinander passen, ist es sinnvoll, im Vorfeld einen Cultural Check durchzuführen. Das Unternehmen definiert seine eigenen Werte sowie die eigene Unternehmenskultur und legt dadurch ein Kulturprofil an. Je klarer dies ausgearbeitet ist, desto erkennbarer wird für einen Bewerber, ob der Cultural Fit hoch ist und ob er zum Arbeitgeber passt.

Besonders im Vorstellungsgespräch lässt sich die kulturelle Übereinstimmung mit einigen gezielten Fragen schnell und unkompliziert herausfinden:

  • Was benötigt der Bewerber bzw. die Bewerberin für ein produktives und glückliches Arbeitsklima?

  • Wie definiert er eine erfüllende Tätigkeit?

  • Was treibt den Kandidaten beruflich, aber auch außerhalb der Arbeit an?

  • Welchen Stellenwert hat die berufliche Tätigkeit für den potenziellen Mitarbeiter?

  • Welche Rolle spielen soziale Aktivitäten im beruflichen Kontext und im Team?

  • Wie geht der Bewerber mit eigenen Fehlern und mit Fehlern anderer Personen um?

  • Was bedeutet beruflicher Erfolg für den potenziellen Mitarbeiter?

Aus Bewerbersicht ist es wiederum sinnvoll, im Gespräch eigene Cultural-Fit-Fragen zu stellen, die auf das Matching abzielen. Dazu gehören Rückfragen zur Kultur des Unternehmens, zum Führungsstil und zum generellen Miteinander im Arbeitsalltag.

Sind Cultural Fit und Diversität im Unternehmen ein Widerspruch?

Auf den ersten Blick scheinen Cultural Fit und Diversität nicht zwingend zueinander zu passen. Wenn zum Beispiel bestimmte Quoten erfüllt werden müssen, scheint die kulturelle Passung ins Hintertreffen zu geraten. Bei genauer Betrachtung ist jedoch das Gegenteil der Fall, da sich idealerweise beide ergänzen.

Cultural Fit bedeutet mitnichten kulturelle Einheit, sondern geht vielmehr mit zueinander passenden Wertvorstellungen einher. Das bedeutet ausdrücklich, dass sich auch gegensätzliche Charaktere und Persönlichkeiten gut ergänzen und fruchtbare Ergebnisse hervorbringen können, sofern sie an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Dies ist unabhängig von äußeren Faktoren wie Geschlecht, Herkunft oder Religion möglich.

Wie kann kulturelles Matching diskriminierungsfrei beurteilt werden?

Um den kulturellen Fit bereits beim Recruiting und dem Aufbau der Employer Brand zu berücksichtigen, ohne unbeabsichtigt in vorgefertigte Denkmuster und -schablonen zu verfallen, sind einige Aspekte zu beachten. So sollten sich Personalverantwortliche darüber im Klaren sein, dass nicht etwa alle Mitarbeiter die gleichen Werte vertreten müssen, vielmehr ist es wichtig, dass deren Arbeitsweise und Überzeugungen zum Arbeitgeber und zu den Werten des Unternehmens passen, damit ein guter Cultural Fit gegeben ist. Darüber hinaus sollten verschiedene Lebensstile, unterschiedliche Persönlichkeiten und Sichtweisen ausreichend Raum in der Unternehmenskultur erhalten. Sie wirken idealerweise bereichernd auf das Arbeitsumfeld und schaffen neue Perspektiven.

Welche Vorteile schafft die Berücksichtigung des Cultural Fit für Unternehmen?

Eine hohe Passung von Werten und Überzeugungen schafft sowohl für Bewerber als auch für Unternehmen einige vorteilhafte Rahmenbedingungen. Insgesamt erzeugt das Matching von kulturellen Vorstellungen eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung. Dies sorgt dafür, dass Beschäftigte dem Unternehmen länger treu bleiben und senkt die Fluktuationsquote.

Weitere potenzielle Vorzüge, die durch die Beachtung gemeinsamer kultureller Wertvorstellungen entstehen, sind unter anderem:

  • Schnelleres Onboarding, da die Unternehmenskultur nicht erst erlernt werden muss,

  • höheres Engagement neuer Mitarbeiter,

  • besseres Employer Branding und somit gezielteres Recruiting,

  • gute Candidate Experience während des Bewerbungsprozesses, was positive Imageeffekte erzielt,

  • bessere Leistungen der Mitarbeiter.

Woher stammt der Begriff Cultural Fit?

Der Cultural Fit und die Entwicklung von New Work sind eng miteinander verknüpft. Diese umfasst die drei zentralen Werte der Selbstständigkeit, Freiheit und der Teilhabe an der Gesellschaft. Dahinter steckt die Idee, dass Menschen eine Tätigkeit ausüben, die sie aus einem inneren Antrieb heraus und somit aus Überzeugung tun wollen. Ausschlaggebend ist der kulturelle Fit vor allem für die jüngere Generation Y und Z, wenn es um die Wahl des Arbeitgebers geht. 

Was sollten Arbeitgeber im Hinblick auf den Cultural Fit beachten?

Für Unternehmen nimmt die kulturelle Passung eine immer größere Bedeutung beim Bewerbungsprozess ein. Gerade jungen Menschen sind ähnliche Werte mitunter wichtiger als das Gehalt. Durch den Fachkräftemangel befinden sich junge Talente in der Position, aus verschiedenen Jobangeboten auswählen zu können. Oftmals fragen sie aktiv von sich aus im Interview nach der Unternehmenskultur. Wer sich im Wettbewerb um die besten Köpfe behaupten möchte, sollte daher im Rahmen des Recruiting-Prozesses auch einen Fokus auf die Unternehmenskultur legen und sie auch nach außen kommunizieren, zum Beispiel über die eigene Karriereseite oder entsprechende Plattformen.

Damit neue Mitarbeiter schnell ein Gefühl für die Unternehmenskultur erhalten, sollten bereits vor dem ersten Arbeitstag entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, etwa durch eine umfassende Kommunikation, Einblicke in den Arbeitsalltag und das Team und die Vermittlung gemeinsamer Werte. Dadurch lässt sich frühzeitig eine Mitarbeiterbindung aufbauen.

Zudem müssen sich Unternehmen darüber bewusst sein, dass die Unternehmenskultur oder Unternehmenswerte keine festen, unabänderlichen Konstrukte sind. Ändert sich beispielsweise die Situation eines Unternehmens, etwa durch einen Führungswechsel, beeinflusst dies meistens auch die Kultur im Betrieb. Hier kann es hilfreich sein, regelmäßige Mitarbeitergespräche und -befragungen durchzuführen, um zu erfahren, wie sie ihr Unternehmen und die Arbeitsatmosphäre wahrnehmen. Häufig schafft dies wertvolle Erkenntnisse und Ansätze, die sich wiederum in das Recruiting einbringen lassen.

Welche Rolle spielen Social Media für das Recruiting und den kulturellen Fit?

Wenn es um die Kontaktaufnahme zu künftigen Mitarbeitern und die Positionierung der Arbeitgebermarke geht, spielen Social Media eine wichtige Rolle. Dies gilt vor allem für Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn, aber auch für andere Plattformen wie Instagram oder TikTok.

Immer mehr Menschen informieren sich hier über Unternehmen und deren Kultur, um herauszufinden, ob ein Arbeitgeber zu ihnen passt. Dies schafft für Organisationen die Möglichkeit, mithilfe des passenden Contents ein gezieltes Employer Branding zu schaffen und damit die Werte des eigenen Unternehmens hervorzuheben und zu betonen. 

Darüber hinaus lassen sich über die sozialen Netzwerke nicht nur die fachlichen Skills und Soft Skills potenzieller Kandidaten ermitteln, sondern auch deren Werte und Überzeugungen. So finden Recruiter heraus, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin zum Unternehmen und zum Aufgabenfeld passt.

Über die Autorin: Stefanie Aust
Stefanie Aust

Stefanie Aust ist Redakteurin für Personalthemen bei hiral. Beruflich verschlug es sie zunächst in den wirtschaftlichen Bereich. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums war sie schließlich mehrere Jahre an Hochschulen tätig. Stefanie verfasst und redigiert mit Leidenschaft und Professionalität Fach- und Wissenschaftstexte in den Bereichen HR und Personalwirtschaft.

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